Gegründet 1947 Montag, 4. November 2024, Nr. 257
Die junge Welt wird von 2974 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 12.09.2012, Seite 12 / Feuilleton

Ostberlin, Osteuropa, Malwonien

Am Donnerstag lädt die Musikzeitschrift Melodie&Rhythmus ins Maschinenhaus der Berliner Kulturbrauerei zum Themenabend »Wodka, Schweiß und Russenpolka«. Die musikalische Reise geht also über Ostberlin nach Osteuropa, Mütterchen Rußland geht tanzen und trinken und so, aber auch nach: Malwonien. Das ist der legendenumwobene Phantasiestaat der Gruppe ?Shmaltz!, die sich auf gut malwonisch als »Banda Na­tiunal« versteht und – »Kulturelle Lernung«, Sie wissen schon – mit »Hingabe und Herzblut« einem High-Speed-Folk verschrieben hat, der auch auf deutsch, rumänisch, englisch oder französisch funktioniert. Musikalisch erinnern ?Shmaltz! an ungezähmte 17 Hippies, die noch tiefer im Weltmusikerbe wühlen. Dabei geht es vom Balkan über Odessa und Paris, über Südamerika bis nach New Orleans. 17 Hippies?! Da haben die Obershmaltzköpfe Carsten Wegener und Detlef Pegelow vorher gespielt und auch bei den Klezmer-Crossoverbands Di Grine Kuzine oder Grinsteins Mischpoche. Jetzt haben sie ihre Kräfte gebündelt und ein extrem tanzbares Gebräu aus Klezmer, Chanson, Balkan und Cumbia angesetzt. Neben der Mitarbeit am Soundtrack zum Film »Russendisko« haben sie dieses Jahr die CD »Gran Bufet« veröffentlicht.

Gegenüber diesen altehrfürchtigen Cabaret-Caballeros aus Malwonien (Berliner ­Sektion) wirken Polkageist wie junge Hunde: Sie mischen Polka, Folk, Ska und Swing mit Akkordeon, Geige, Trompete und Kontrabaß zur Berliner Schnauze in Feiereuphorie. Wie heißt ihr Album passenderweise? »Wodka und 2/4-Takt«. Und auf Facebook steht unter »Interessen der Band«: »Schweiß«.

Und dann tritt auch noch Dr. Bajan auf. Shake, rattle and roll – direkt aus Leningrad, heute heißt das irgendwie anders, wie ja auch Leipzig mittlerweile in der Bundestrepublik liegt, wo Dr. Bajan mit seiner Band Brain Drain die erste Russencombo überhaupt präsentierte. Eigentlich heißt er Kolja Fomin und seine Musik nennt er Sovietabilly. Aus Klezmer, Jazz, Chanson und russischer Volksmusik springt er direkt in den Rock’n’Roll und jagt auf der Route 66 auf und davon, da, wo nur noch getanzt wird. Sein Turboantrieb ist das slawische Knopfakkordeon, das tatsächlich Bajan heißt und von Dr. Bajan derwischartig gespielt wird.

Für diesen Ritt nach Osteuropa verlost Melodie&Rhythmus zweimal zwei Freikarten. Einfach eine E-Mail an verlosung@melodieundrhythmus.com, Stichwort: wodka, bis Donnerstag, 13 Uhr schicken. (jW)

13. 9. Maschinenhaus der Kulturbrauerei Berlin, Einlaß 19 Uhr