Aus: Ausgabe vom 19.09.2012, Seite 3 / Schwerpunkt
Vertrauensverlust bei Angehörigen
Die Ombudsfrau für die Opfer der Neonazi-Mordserie, Barbara John, fürchtet wegen der jüngsten Informationen über Vertuschungsversuche der Behörden weitere Belastungen für die betroffenen Familien. »Das kommt sehr schlecht an«, sagte John der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung vom Dienstag. »Und es gibt die Vermutung, daß da noch mehr zurückgehalten wird.« Bevor die Terrorgruppe »Nationalsozialistischer Untergrund« (NSU) als Urheber der Morde an neun Migranten und einer deutschen Polizistin identifiziert worden sei, seien die Opfer und ihr Umfeld verdächtigt worden, sagte John. Danach habe sich die Hoffnung breitgemacht, daß alles für die Aufklärung getan werde. Statt dessen trete jetzt »ein großer Vertrauensverlust gegenüber den Aufklärern und der deutschen Gesellschaft insgesamt ein«. Das sei sehr bedauerlich.
Die Südwest Presse in Ulm kritisierte das Ausbleiben einer Entschuldigung der Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gegenüber den Angehörigen der NSU-Mordopfer während ihrer Bundespressekonferenz am Montag. »Nach den unsäglichen Pannen und Skandalen der letzten Wochen hätte ihr ein solches Wort gewiß gut angestanden. Trägt Angela Merkel denn etwa nicht die politische Gesamtverantwortung für alle obersten Bundesbehörden, also auch für deren Versagen und Vertuschen? Bei ihren Vorgängern Helmut Kohl (CDU) und Gerhard Schröder (SPD) hätte man in einer ähnlichen Situation wohl von der Arroganz der Macht gesprochen. Bei Angela Merkel scheut man sich noch, ihr Dünkelhaftigkeit oder Amtsanmaßung zu unterstellen. Warum eigentlich?«
Die Stadt Kassel wird am 1. Oktober einen bislang namenlosen Platz nach dem Neonazi-Mordopfer Halit Yozgat benennen. Die Freifläche an der Holländischen Straße, wo der Internetcafé-Betreiber im April 2006 von NSU-Mitgliedern getötet wurde, soll an die Opfer der Mordserie erinnern und künftig »Halit-Platz« heißen, wie die Stadt am Dienstag mitteilte. In Dortmund soll ein Gedenkstein künftig an Mehmet Kubasik erinnern. Der 50 mal 50 Zentimeter große Stein solle am 24. September vor jenem Gebäude enthüllt werden, in dem Kubasik im April 2006 umgebracht worden sei, sagte ein Sprecher der Stadt am Montag. Darüber hinaus will Dortmund eine Gedenktafel für alle zehn Opfer der bundesweiten Mordserie aufstellen. Darauf hatten sich die Stadtoberhäupter von Dortmund, Heilbronn, Kassel, Nürnberg, München, Rostock und Hamburg im Frühjahr verständigt. In allen diesen Städten hatte die rechte Terrorgruppe gemordet. (AFP/dapd/jW)
Die Südwest Presse in Ulm kritisierte das Ausbleiben einer Entschuldigung der Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gegenüber den Angehörigen der NSU-Mordopfer während ihrer Bundespressekonferenz am Montag. »Nach den unsäglichen Pannen und Skandalen der letzten Wochen hätte ihr ein solches Wort gewiß gut angestanden. Trägt Angela Merkel denn etwa nicht die politische Gesamtverantwortung für alle obersten Bundesbehörden, also auch für deren Versagen und Vertuschen? Bei ihren Vorgängern Helmut Kohl (CDU) und Gerhard Schröder (SPD) hätte man in einer ähnlichen Situation wohl von der Arroganz der Macht gesprochen. Bei Angela Merkel scheut man sich noch, ihr Dünkelhaftigkeit oder Amtsanmaßung zu unterstellen. Warum eigentlich?«
Die Stadt Kassel wird am 1. Oktober einen bislang namenlosen Platz nach dem Neonazi-Mordopfer Halit Yozgat benennen. Die Freifläche an der Holländischen Straße, wo der Internetcafé-Betreiber im April 2006 von NSU-Mitgliedern getötet wurde, soll an die Opfer der Mordserie erinnern und künftig »Halit-Platz« heißen, wie die Stadt am Dienstag mitteilte. In Dortmund soll ein Gedenkstein künftig an Mehmet Kubasik erinnern. Der 50 mal 50 Zentimeter große Stein solle am 24. September vor jenem Gebäude enthüllt werden, in dem Kubasik im April 2006 umgebracht worden sei, sagte ein Sprecher der Stadt am Montag. Darüber hinaus will Dortmund eine Gedenktafel für alle zehn Opfer der bundesweiten Mordserie aufstellen. Darauf hatten sich die Stadtoberhäupter von Dortmund, Heilbronn, Kassel, Nürnberg, München, Rostock und Hamburg im Frühjahr verständigt. In allen diesen Städten hatte die rechte Terrorgruppe gemordet. (AFP/dapd/jW)
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