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Aus: Ausgabe vom 10.10.2012, Seite 12 / Feuilleton

Jubel der Woche: Hänsel, Weltspiegel, König

Heute vor fünf Jahren starb ein Schauspieler, der über seinen Tod hinaus noch vielen Zuschauern Freude bereitet. Gerhard Hänsel spielte vor fast 60 Jahren im DEFA-Film vom »Kleinen Muck« den »guten Prinzen Hassan«, der die kluge Prinzessin Amarza (Silja Lésny) bekommt. Die beiden Rollen hatte Wolfgang Staudte ins Buch hineingeschrieben.

Als Horst Buchholz nicht frei war, bekam Gerhard Hänsel die Rolle und wurde in so manchem Kino dafür gefeiert, vermutlich auch im »Welt­spiegel« in Finsterwalde. Das Kino, das gestern auf den Tag genau 100 Jahre alt wurde, ist – anders als der Cottbusser »Weltspiegel« von den gleichen Architekten – in seiner äußeren Erscheinung verändert worden. Aber es ist seit der Gründung in der Familie geblieben. Der heutige Chef Torsten Siegert ist ein Urenkel eines der drei Gründerväter. Sein Vater war zu DDR-Zeiten Kinoleiter.

Siegert kann in seinem von Grund auf modernisierten Haus Reliquien aus der Kinogeschichte zeigen und verfügt noch über Abrechnungsunterlagen aus der Stummfilmzeit. Übrigens zieht der Kino-Boom der Kaiserzeit jetzt mehrere Jubiläen nach sich. In Zittau feiert das Kronenkino sein 100jähriges Bestehen, in Berlin wird das kleine »Krokodil«, das sich besonders dem russischsprachigen und osteuropäischen Film verschrieben hat und 1912 als »Nord-Lichtspiele« gegründet wurde, ebenfalls 100. Im Gegensatz zum Finsterwalder »Weltspiegel« haben sie aber auch viele Jahre hinter sich, in denen sie als Lagerräume zweckentfremdet waren.


Große Häuser wie der »Weltspiegel« hatten ja stets Bühnenprogramme, auch Konzerte. Es ist nicht auszuschließen, daß hier Hartmut König aufgetreten ist, als er noch als Liedermacher unterwegs war – vielleicht sogar mit dem Oktoberklub? Zu ihm kam er mit 19, als er schon in der Beatgruppe Team 4 bei Thomas Natschinski mitmischte. Mit 25 veröffentlichte AMIGA seine einzige Solo-LP, auf der natürlich auch sein Erfolgstitel »Sag mir, wo du stehst« zu finden war. König probierte sich als Komponist und Schlagertexter aus, wurde letztlich aber Funktionär bei FDJ und SED und brachte es bis zum stellvertretenden Kulturminister der DDR.

Auf die Rente mit 67 braucht Hartmut König nicht zu warten. Der Berliner wird am kommenden Sonntag 65, lebt aber schon seit zwei Jahren im Vorruhestand. Als Journalist, der in Leipzig sein Diplom erwarb, war er lange Jahre Anzeigenleiter beim Märkischen Zeitungsverlag in Oranienburg, wo er hohe Anerkennung als »Teamplayer« genoß. Jegor Jublimov

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