Aus: Ausgabe vom 09.11.2012, Seite 13 / Feuilleton
Free World
Von Wiglaf Droste
Auf der Straße spricht mich eine junge Frau an, ich schätze sie auf Anfang zwanzig. »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?« Ihre Stimme hat einen osteuropäischen Akzent. In der Hoffnung, daß jetzt bitte nichts Blödes kommen möge, nicke ich ihr vorsichtig ermunternd zu. »Brauchen Sie vielleicht eine Putzfrau?«, fragt sie. »Nein, überhaupt nicht«, gebe ich zurück, und sie fragt weiter: »Können Sie mir eine Spende geben?«
Ich schüttele den Kopf und gehe weiter. Wenn mir jetzt einer vor die Füße liefe und mir etwas erzählen wollte über Freiheit, der käme wie gerufen und finge sich richtig eine ein. Aber so ist das in der freien Welt: Wenn man ausnahmsweise einen ihrer Propagandisten brauchen könnte, ist nicht einmal der zur Hand.
Ich schüttele den Kopf und gehe weiter. Wenn mir jetzt einer vor die Füße liefe und mir etwas erzählen wollte über Freiheit, der käme wie gerufen und finge sich richtig eine ein. Aber so ist das in der freien Welt: Wenn man ausnahmsweise einen ihrer Propagandisten brauchen könnte, ist nicht einmal der zur Hand.
Mehr aus: Feuilleton
-
Prager Schaltstelle
vom 09.11.2012 -
9. November
vom 09.11.2012 -
Nicht nur zu hören
vom 09.11.2012 -
Verdacht auf Kongo-Zunge
vom 09.11.2012 -
Foto der Woche
vom 09.11.2012 -
Vorschlag
vom 09.11.2012 -
Nachschlag: Egal
vom 09.11.2012