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Aus: Ausgabe vom 15.11.2012, Seite 12 / Feuilleton

Ein Roman namens Wanda

Wie heißt es im neuen James Bond? »Eine Ratte frißt die andere.« Wer sich mit Ratten auch bestens auskannte, war Gerhart Hauptmann. Dieser verblichene Großschriftsteller feiert gleich mehrere Jubiläen: Heute wird sein 150. Geburtstag begangen, und vor exakt einhundert Jahren erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Sein Metier war der Naturalismus (was war das noch mal?), der Kaiser adelte ihn mit dem Wort »Rinnsteinpoet«, und Thomas Mann war neidisch, weil Hauptmann im Ausland als Repräsentant der deutschen Literatur galt. Erfolge feierte der Opportunist, der sich nach 1933 weiter im Land aufhielt, zu seinem 80. auch die Gratulationen des »Führers« ertrug, in der Hauptsache im Theater. »Die Weber« (1892) machten ihn berühmt. »Die Ratten« waren sein zweiter großer Erfolg.

Geboren wurde Gerhart Hauptmann 1862 im schlesischen Badeort Obersalzbrunn als Sohn eines Hoteliers. Gestorben ist er am 6. Juni 1946 in Agnieszków im Riesengebirge. Beigesetzt wurde er auf Hiddensee, vorher hatte in Stralsund eine Trauerfeier unter Beteiligung von Wilhelm Pieck und Johannes R. Becher stattgefunden. Seine Lyrik und seine Prosa (u.a. hat er einen Roman namens »Wanda« geschrieben) sind heute weitgehend vergessen, seine Stücke aber sind immer noch von schlagendem Wert. (rh)

Im Deutschen Theater Berlin finden ab morgen die »Gerhart-Hautpmann-Tage« statt. Aufgeführt werden »Die Weber« (Sa.) und »Die Ratten« (So.). Regie: Michael Thalheimer

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