Gewollt gesichtslos
Das SWR-Superorchester wird seinen Sitz nach der Fusion der Sinfonieorchester Stuttgart und Freiburg ab 2016 in Stuttgart haben. Dieser Empfehlung des Intendanten Peter Boudgoust folgte am Freitag der Rundfunkrat des Senders. Die Fusion soll ein vom SWR eingesetzter »künstlerischer Leiter« beaufsichtigen, erklärte Boudgoust ergänzend. Und: »Die Entscheidung für Stuttgart als zukünftigem Orchestersitz ist keine Entscheidung gegen Freiburg.« Freiburgs Bürgermeister Dieter Salomon sah das anders. Der Weggang des Orchesters sei ein »weiterer großer Verlust« für den Standort, vor allem seine »kulturelle Ausstrahlung«, bedauerte der Grüne. Die Auswahl der zur Sache befragten Experten sei auf ein »gewolltes Ergebnis« ausgerichtet gewesen. Mit der Zusammenlegung will der SWR fünf Millionen Euro einsparen. Als »Katastrophe« benannte der Stuttgarter Generalmusikdirektor Sylvain Cambreling die Fusion in der Stuttgarter Zeitung (Freitagausgabe). Beide Orchester hätten ein unverwechselbares Profil. »Schmeißt man beide zusammen, kommt ein gesichtsloses, normales Rundfunkorchester heraus, brauchen wir das wirklich?« Das »eigentliche Grundübel« der Fusion lasse nur die Wahl zwischen Pest und Cholera, meinte der französische Dirigent, der als Fusionsaufseher nicht in Frage kommt: »Ich will nicht etwas entscheiden, was nur falsch entschieden werden kann.« (dapd/jW)
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