Mehr als eine Geste?
Der britische Premierminister Tony Blair ist am Montag zu einem historischen Händedruck mit Sinn-Fein-Chef Gerry Adams nach Nordirland gereist. Bei seinem zweiten Besuch in der Provinz wollte er Adams in Stormont bei Belfast unter Ausschluß der Öffentlichkeit treffen.
Auch mit allen anderen bei den Friedensgesprächen beteiligten Parteien wollte Blair sprechen und so die Bedeutung des Treffens mit Adams herunterspielen. Adams sagte, es werde »ein Schritt hin zu einer neuen Beziehung zwischen den Menschen dieser Insel« sein. Er lobte Blair, der die »Hindernisse für einen Dialog« schnell beiseite geräumt habe.
Der Premier hatte Nordirland zuletzt im Mai besucht und Sinn Fein ein Gesprächsangebot gemacht. Blair verteidigte am Morgen sein geplantes Treffen mit Sinn-Fein-Chef Adams. Er habe sich schon mit anderen an den Friedensgesprächen beteiligten Parteienvertretern getroffen und sehe im Gespräch mit Adams nichts besonderes, sagte er in Derry, der ersten Station seines Besuchs.
Die Irisch-Republikanische Armee (IRA) hatte mit ihrem Gewaltverzicht der Sinn Fein die Teilnahme an den Verhandlungen ermöglicht.
Der Sprecher der größten Protestantenpartei Ulster Unionist Party (UUP), Ken Maginnis, sagte, es sei »erniedrigend für den Premierminister, einen unverbesserlichen Terroristen zu treffen«.
Zuletzt hatten sich 1921 der damalige britische Premier Lloyd George mit Michael Collins getroffen. Collins unterzeichnete den britisch-irischen Vertrag, mit dem Irland die Unabhängigkeit von Großbritannien erlangte. Ausgenommen blieben sechs nordirische Grafschaften unter britischer Verwaltung.
(jW/AFP)
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