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Aus: Ausgabe vom 13.02.2013, Seite 13 / Feuilleton

Play it again

Von Robert Best
Die Revolte ist das Recht der Sklaven. Los, Golem!« Mit diesem Zauberspruch erweckt ein Rabbi im Klassiker »Der Golem« (Tschechoslowakei/Frankreich 1936, Retrospektive) ein Wesen zum Leben – halb Lehm, halb gehorsamer Mensch –, das die höchsten Hoffnungen der ghettoisierten Juden im Prag des 16. Jahrhunderts und die schlimmsten Befürchtungen ihrer Despoten gleichermaßen verkörpert. Der Golem habe den Juden schon einmal geholfen, weiß der altersschwachsinnige böhmische Kaiser Rudolph. Alle warten auf die Wiederholung eines historischen Geschehens.

Schlüpf noch einmal in die gleiche Rolle! Diese Beschwörung ist auch aus anderen Berlinale-Filmen nicht wegzudenken. Im bosnischen Wettbewerbsbeitrag »Epizoda U Zivotu Beraca Zeljeza« spielt eine Roma-Familie eine Episode ihrer wahren Geschichte nach. Die Mutter trägt ein totes Baby im Bauch, eine Blutvergiftung droht, niemand will für die Operation zahlen.

Für »Shoah« (Teil 2 der digital restaurierten Berlinale-Fassung läuft am Donnerstag) befragte Ehrenbär-Preisträger Claude Lanzmann Nazis und Überlebende und bat sie, Situationen nachzustellen, die ein Wiedererkennen, Erkenntnis ermöglichen – für den Zuschauer wie für den Akteur.


Diesen Ansatz verfolgt auch der indonesische »Panorama«-Beitrag »The Act of Killing«: Killer, die zu Beginn der Militärdiktatur 1965 vermeintliche Kommunisten ermordeten, werden gebeten, das nachzustellen.

In dem etwas meschugge geratenen »Mes séances de lutte« (Panorama) schließlich finden sich zwei sehr anziehend, aber der entscheidende Funke will nicht überspringen, weshalb sie eine verpaßte Chance nachspielen: Sie kann nicht schlafen und klopft bei ihm, in T-Shirt und Pyjama.

Ob bewußte Nachstellung oder Zwang zur Wiederholung – manchmal braucht man die Wiederholung der Geschichte als Farce, um aus ihr lernen zu können.