Aus: Ausgabe vom 21.02.2013, Seite 3 / Schwerpunkt
Hintergrund: Der Geist der Truppe
Während der Aufdeckung der »Stay behind«-Operation der NATO in Italien wurde General Egardo Sogno, langjähriges Mitglied des »Gladio«-Stabes, vor laufender Kamera im Fernsehen Rai due gefragt: »Was hätten Sie getan, wenn die kommunistische Partei mit legalen Mitteln an die Macht gekommen wäre?« Antwort: »Dann hätten wir den Bürgerkrieg entfesselt.« General Serravalle erklärte, daß in der geheimen NATO-Armee immer die Meinung herrschte: »Wenn die Russen kommen, erhalten die bestimmt Hilfe von unseren Kommunisten. Warum sollen wir warten, bis die Invasion da ist. Bringen wir die Sache doch gleich hier in Ordnung.« Wenn besagter General dann noch ausführte, daß bei der Übung einer »Gladio«-Abteilung die Teilnehmer allen Ernstes vorschlugen, »gleich mal alle auffindbaren Kommunisten umzubringen«, konnte man sich bei der neofaschistischen Dominierung der »Gladio«-Strukturen unschwer vorstellen, welch Geist da herrschte. Die Publizisten Antonio und Gianni Cipriano enthüllten, daß die Einheiten der Truppe überwiegend von Neofaschisten kommandiert wurden, darunter aus der Ordine Nuovo des Faschisten der Salo-Republik Mussolinis, Pino Rauti, Chef der neofaschistischen Terrorbanden, und der Fronte Nazionale, Valerio Borgheses, des Kommodore der zur Partisanenbekämpfung eingesetzten berüchtigten 10. Torpedobootflottille (Decima MAS), der nach 1945 wegen 800fachen Mordes als Kriegsverbrecher verurteilt, aber bald begnadigt wurde.
Als »Gladio« 1990/91 aufgedeckt wurde, versuchte der siebenmalige Ministerpräsident Giulio Andreotti soviel wie möglich von deren Existenz zu vertuschen. Zunächst behauptete er, die Truppe habe nur aus 662 verfassungstreuen Männern bestanden. Später räumte er ein, es seien 1500 Aktive und 3000 Reservisten gewesen. Wie die Zeitung Repubblica am 24. Oktober 1990 berichtete, ließ Andreotti nach den ersten Enthüllungen aus einem zwölfseitigem Dossier über die Beteiligung führender Militär- und Geheimdienstkreise an terroristischen Operationen von »Gladio« zwei Seiten verschwinden, die offensichtlich seine eigene Rolle, darunter im Mordkomplott gegen Aldo Moro betrafen. Andreotti wurde 1993 wegen Mitgliedschaft in der Mafia und der Anstiftung zum Mord an dem Journalisten Mino Pecorelli angeklagt. Dieser war, nachdem er Enthüllungen über Andreottis Rolle bei der Ermordung Moros angekündigt hatte, im März 1979 von Mafia-Killern erschossen worden. Mehrere Mafiosi sagten aus, daß Andreotti über die Mafia zum Mord angestiftet habe.
(gf)
Als »Gladio« 1990/91 aufgedeckt wurde, versuchte der siebenmalige Ministerpräsident Giulio Andreotti soviel wie möglich von deren Existenz zu vertuschen. Zunächst behauptete er, die Truppe habe nur aus 662 verfassungstreuen Männern bestanden. Später räumte er ein, es seien 1500 Aktive und 3000 Reservisten gewesen. Wie die Zeitung Repubblica am 24. Oktober 1990 berichtete, ließ Andreotti nach den ersten Enthüllungen aus einem zwölfseitigem Dossier über die Beteiligung führender Militär- und Geheimdienstkreise an terroristischen Operationen von »Gladio« zwei Seiten verschwinden, die offensichtlich seine eigene Rolle, darunter im Mordkomplott gegen Aldo Moro betrafen. Andreotti wurde 1993 wegen Mitgliedschaft in der Mafia und der Anstiftung zum Mord an dem Journalisten Mino Pecorelli angeklagt. Dieser war, nachdem er Enthüllungen über Andreottis Rolle bei der Ermordung Moros angekündigt hatte, im März 1979 von Mafia-Killern erschossen worden. Mehrere Mafiosi sagten aus, daß Andreotti über die Mafia zum Mord angestiftet habe.
(gf)
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