Aus: Ausgabe vom 01.03.2013, Seite 3 / Schwerpunkt
Hintergrund: »Japan ist zurück«
In den 1990er Jahren, der Ära der US-Präsidenten George Bush sen. und William Clinton, zu einer Zeit also, in der China noch schwach war, enthielten zwei Ausgaben der Verteidigungspolitischen Richtlinien des Pentagon für Ostasien kaum verschleierte Warnungen vor einem militärisch wiedererstarkten und politisch selbstständigen Japan. Tokio könne die Vormachtstellung und den Einfluß Washingtons in der Region zurückdrängen, so die Warnungen. Heute sehen die USA diese »Gefahr« für ihre Hegemonialstellung in Asien hauptsächlich von China ausgehen. Dennoch ist das US-amerikanische Mißtrauen gegenüber dem nach wie vor virulenten japanischem Militarismus und Revisionismu geblieben, insbesondere aber gegenüber der latent nach nationaler Unabhängigkeit von Washington strebenden herrschenden Klasse. Der Ende Dezember wieder an die Macht gekommene Ministerpräsident Shinzo Abe ist ein führender Vertreter dieser Richtung, die in der Liberaldemokratischen Party (LDP) seit ihrer Gründung eine starke politische Heimat hat.
Nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg gab sich Japans herrschende Klasse mit dem Wiederaufbau und einem »pazifistischen Image« zufrieden. Die Abwehr der kommunistischen »Bedrohung« überließ sie den USA. Als Japan jedoch wieder zu einer führenden Wirtschaftsmacht in der Welt wurde, meldeten sich die Konservativen mit revisionistischen Obertönen zurück, insbesondere unter Premierminister Nobusuke Kishi, Shinzo Abes Großvater. So wurde die Forderung nach Wiedereinführung des von den US-Besatzern abgeschafften Artikel 9 der Verfassung, dem zufolge der Krieg ein legales Instrument der Politik war, ebenso laut wie die nach Aufhebung der Urteile gegen japanische Kriegsverbrecher. Abe ist ein Vertreter dieser Richtung, die durch eine stärkere Militarisierung Japan von der Vormundschaft der USA befreien will. Seine Rede vor dem »Center for Strategic Studies« in Washington in der vergangenen Woche begann er mit den Worten »Ich bin zurück«, und er beendete sie mit »Japan ist zurück«. Die meisten der anwesenden US-Honorationen wußten wohl nicht, wem sie da zujubelten.
(rwr)
Nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg gab sich Japans herrschende Klasse mit dem Wiederaufbau und einem »pazifistischen Image« zufrieden. Die Abwehr der kommunistischen »Bedrohung« überließ sie den USA. Als Japan jedoch wieder zu einer führenden Wirtschaftsmacht in der Welt wurde, meldeten sich die Konservativen mit revisionistischen Obertönen zurück, insbesondere unter Premierminister Nobusuke Kishi, Shinzo Abes Großvater. So wurde die Forderung nach Wiedereinführung des von den US-Besatzern abgeschafften Artikel 9 der Verfassung, dem zufolge der Krieg ein legales Instrument der Politik war, ebenso laut wie die nach Aufhebung der Urteile gegen japanische Kriegsverbrecher. Abe ist ein Vertreter dieser Richtung, die durch eine stärkere Militarisierung Japan von der Vormundschaft der USA befreien will. Seine Rede vor dem »Center for Strategic Studies« in Washington in der vergangenen Woche begann er mit den Worten »Ich bin zurück«, und er beendete sie mit »Japan ist zurück«. Die meisten der anwesenden US-Honorationen wußten wohl nicht, wem sie da zujubelten.
(rwr)
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