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Aus: Ausgabe vom 16.05.2013, Seite 3 / Schwerpunkt

Reaktionen

Bundesregierung teilt Empörung
War es nach dem Spiegel-Report »Das ist russisches Roulette« im Februar 1991 der Berliner Senat, der eine Kommission zur Untersuchung von Pharmatests in der DDR einsetzte, »reagiert« nun die Bundesregierung auf die jüngste Erregungswelle. Es werde geprüft, ob und wie weit eine finanzielle Beteiligung an einem vom Berliner Uniklinikum Charité geplanten Forschungsprojekt möglich sei, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Dienstag in Berlin. Es bestünden bereits Kontakte zu der Forschungsgruppe – die in den vergangenen Jahren vergeblich um finanzielle Mittel gebeten hatte. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr rechnet bereits fest mit einer Initiative des Innenressorts. »Ich begrüße, daß das für die Aufarbeitung von DDR-Unrecht zuständige Bundesinnenministerium die Aufklärung unterstützen will«, sagte der FDP-Politiker Spiegel online. »Ich fordere die Pharmaindustrie auf, diesen Prozeß nach Kräften zu unterstützen und zur Transparenz beizutragen.«

Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands der forschenden Arzneimittelhersteller, erklärte dagegen: »In der DDR entsprachen die Standards für klinische Studien nach unserem Erkenntnisstand dem damals Üblichen: Das DDR-Recht machte Vorgaben für die Durchführung klinischer Prüfungen, die mit denen westlicher Staaten und auch der USA vergleichbar waren.« Die Standards seien in der Praxis auch eingehalten worden. Zudem seien viele Studien unter gleichen Bedingungen parallel in westlichen Ländern durchgeführt worden.

Brandenburgs Gesundheitsministerin Anita Tack (Die Linke) hat derweil die Krankenhäuser aufgefordert, Patientenakten aus der DDR weiter aufzubewahren. Dies sei auch nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist von 30 Jahren zum Schutz der damaligen Patienten nötig, die möglicherweise von Medikamententests betroffen waren, sagte Ministeriumssprecherin Alrun Kaune-Nüßlein gegenüber epd am Dienstag in Potsdam.


Die mediale Desinformation kennt derweil keine Grenzen: Die Nachrichtenagentur Reuters meldete am Dienstag abend in bester Kurier-Manier, »an 30 Frühchen sollen an der Charité zudem Tests mit Dopingmitteln gemacht worden sein«. Bestenfalls richtig ist, daß das Hormon Erythropoetin getestet wurde. Dieses ist als Wachstumsfaktor für die Bildung roter Blutkörperchen von Bedeutung, mittlerweile aber vor allem als Dopingmittel »Epo« im Profi­sport berüchtigt. Blutarme Frühgeborene werden bis heute mit dem Hormon behandelt. Eine Langzeitstudie am Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover, zeigte 2010, daß »Epo« bei extrem früh Geborenen vor Hirnblutungen schützen kann.

(rg)

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