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Aus: Ausgabe vom 16.07.2013, Seite 3 / Schwerpunkt

Erinnern an das Stalag 326

Schätzungsweise 310000 sowjetische Kriegsgefangene durchliefen vom Juli 1941 bis zur Befreiung im Mai 1945 das Stalag 326. Die meisten kamen direkt von der Ostfront. In einer Dokumentation des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe ist die Schilderung eínes deutschen Augenzeugen über die Ankunft eines Transports wiedergegeben, der auf dem eigens dafür angelegten Bahnhof im etwa sieben Kilometer entfernt gelegenen Ort Hövelhof angekommen war: »Die Gefangenen wurden in Hövelhof ausgeladen und marschierten zum Lager. Die Kolonnen waren circa 400 Meter lang, etwa alle 50 Meter ging ein Posten. Unterwegs fraßen die Russen das Laub von den Bäumen (…), dafür wurden sie von den Posten geprügelt. Hinter den Kolonnen fuhr ein Wagen, der die, die nicht mehr konnten, aufsammelte.« Ein anderer Augenzeuge erinnert sich: »Es war schlimm. Es waren lange Transporte. Als sie kamen, sahen sie ganz erbärmlich aus, zum Teil hatten sie die Füße in Lumpen, zum Teil hatten sie gar kein Zeug. …«

Der Mitte der sechziger Jahre gebildete »Arbeitskreis Blumen für Stukenbrock« hat für den 7. September 2013 zur traditionellen Kranzniederlegung und Gedenkveranstaltung auf dem sowjetischen Soldatenfriedhof aufgerufen, »weil wir nicht vergessen wollen, was dort für Verbrechen in der Zeit von 1941 bis 1945 geschahen«. Als Redner sind Vertreter des Kasseler Friedensratschlags und des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma angekündigt.

Die an diesem Ort zu Tode gequälten und auf einem benachbarten Acker Verscharrten, so heißt es im Aufruf, »wurden Opfer des deutschen NS-Staates, dem man vor 80 Jahren die Macht übertragen hatte. Mit dem Zweiten Weltkrieg hatte dieses Regime für seine Weltherrschaftspläne Deutschland und fast die ganze Welt in eine Katastrophe gestürzt, wie sie die Menschheit bisher nicht erlebt hatte.«

Der Stadtrat von Schloß Holte-Stukenbrock soll sich am heutigen Dienstag mit der aktuellen Situation der Dokumentationsstätte befassen. Für die FDP-Fraktion ist es laut Ratsmitglied Thorsten Baumgart von großer Bedeutung, »die Dokumentationsstätte dauerhaft zu erhalten«.

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