Aus: Ausgabe vom 18.07.2013, Seite 12 / Feuilleton
Alles halb so wild
Von Dusan Deak
Bitte nicht gleich mit Spatzen auf Kanonen schießen! Alles halb so wild. Das sympathische Bushido hat in dieser Woche klargestellt, daß es nie auf Claudia Roth schießen würde (höchstens mit Luftgewehr). Und selbstverständlich würde es beim Ausheben der Golfplatzlöcher, die in seinem Lied erwähnt werden, geschützte Krötenwanderwege beachten. Auch die etwas rustikale Behandlung, die das Bushido in seinem Liedtext Klaus Wowereit angedeihen läßt, ist aus medizinischer Sicht eher Alltagsroutine. Wer die Rappersprache beherrscht, versteht das. Innenminister Friedrich schlug gleich nach seiner Rückkehr aus den USA die Einrichtung von Bushido-Beauftragen beim Bund und beim Berliner Senat vor, welche die anspruchsvolle Bushido-Literatur richtig interpretieren könnten. Friedrichs Vorwurf, Bushido habe mit seinem Lied Grenzen überschritten, wird durch die grenzüberschreitende Tätigkeit einiger Geheimdienste derzeit stark relativiert. Grenzen werden überbewertet. Nach Einschätzung des Ministers könnten Bushido-Konzerte künftig am runden Tisch stattfinden und im Beisein eines Streetworkers, eines Therapeuten und eines Literaturkritikers besprochen werden (z.B. Matthias Matussek). Jede sinnvolle Zeile könnte in die Gebärdensprache übersetzt, psychologisch bewertet und ins Deutsche übertragen werden. Ein Drei-Minuten-Lied würde bis zu 17,5 Stunden dauern, der integrationspolitische Gewinn wäre enorm. Auch optisch paßt das neue Bushido noch besser zu seinen Texten und verstärkt somit seine Vorbildfunktion. Es sieht einem friedfertigen Integrationsbambi immer ähnlicher.
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