Aus: Ausgabe vom 24.07.2013, Seite 13 / Feuilleton
Schalldämpfer (6)
Von Wiglaf Droste
Der Ausflug von Berlin nach Niedersachsen entwickelte sich zu einer lustigen Klassenfahrt. An einer Raststätte hatten wir uns mit Wasser, Cola undsoweiter versorgt; bei der Arbeit tranken wir nie. Während ich zahlte, mopsten die anderen die allerschlimmsten Tonträger und warfen sie draußen in den Müll. »Erbärmlich, daß wir die Endprodukte entsorgen und nicht schon vor der Produktion tätig werden«, seufzte Vincent und trat eine Kuschelrock-CD in den Boden.
Weiter ging es, der Abend war lau und angenehm kühl. »Was wollen wir eigentlich in Tötensen?« fragte Jan. Gibt es da irgend etwas für uns zu tun?« Er ließ einen bedeutungsvollen Blick auf seiner Pistole liegen. »Jan, Jan, Jan«, ließ ich mich von der dritten Bank vernehmen »Wer kuckt denn mit seiner Gattin RTL, sogar beim Abendessen?«
Jan stand weiter auf der Leitung. Sein Sitznachbar Ralle half ihm auf die Sprünge. »In Tötensen wohnt ein blonder, blauäugiger dauergrinsender Mann, den du kennst, auch wenn du das gar nicht möchtest. Er begeht seit Jahrzehnten akustische Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ist eine noch größere Pest als Bono.« Ralle hatte aus Liebe zu Irland und zur Musik eine tiefe Antipathie gegen den penetrant missionierenden U2-Sänger entwickelt.
Bei Jan klingelte immer noch nichts. »Also gut, seufzte Ralle. »Hast du mal von Modern Talking gehört? Von Blue System? Sagt dir ›Deutschland sucht den Superstar‹ etwas?« Er sah Jan an und lachte: »Na, fällt der Groschen?«
»Im Herzen bin ich wohl immer noch Waldorfschüler«, antwortete Jan. »Aber diese Knabbermischung aus Bild, Gemeinheit und sonstiger Niedertracht kenne sogar ich.« Er hielt kurz inne und fragte gibbelnd: »Und den machen wir heute nacht um eine Kugel reicher?«
Weiter ging es, der Abend war lau und angenehm kühl. »Was wollen wir eigentlich in Tötensen?« fragte Jan. Gibt es da irgend etwas für uns zu tun?« Er ließ einen bedeutungsvollen Blick auf seiner Pistole liegen. »Jan, Jan, Jan«, ließ ich mich von der dritten Bank vernehmen »Wer kuckt denn mit seiner Gattin RTL, sogar beim Abendessen?«
Jan stand weiter auf der Leitung. Sein Sitznachbar Ralle half ihm auf die Sprünge. »In Tötensen wohnt ein blonder, blauäugiger dauergrinsender Mann, den du kennst, auch wenn du das gar nicht möchtest. Er begeht seit Jahrzehnten akustische Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ist eine noch größere Pest als Bono.« Ralle hatte aus Liebe zu Irland und zur Musik eine tiefe Antipathie gegen den penetrant missionierenden U2-Sänger entwickelt.
Bei Jan klingelte immer noch nichts. »Also gut, seufzte Ralle. »Hast du mal von Modern Talking gehört? Von Blue System? Sagt dir ›Deutschland sucht den Superstar‹ etwas?« Er sah Jan an und lachte: »Na, fällt der Groschen?«
»Im Herzen bin ich wohl immer noch Waldorfschüler«, antwortete Jan. »Aber diese Knabbermischung aus Bild, Gemeinheit und sonstiger Niedertracht kenne sogar ich.« Er hielt kurz inne und fragte gibbelnd: »Und den machen wir heute nacht um eine Kugel reicher?«
wird fortgesetzt
Mehr aus: Feuilleton
-
Die Collyers
vom 24.07.2013 -
Rums-wums, fertig ist die Laube
vom 24.07.2013 -
Panzerfaust und Pizzaofen
vom 24.07.2013 -
Nachschlag: Terrorkooperation
vom 24.07.2013 -
Vorschlag
vom 24.07.2013