Aus: Ausgabe vom 31.07.2013, Seite 12 / Feuilleton
Jubel der Woche: Howland, Wolf, Friedrich
Von Jegor Jublimov
Als es für einen jungen englischen Artilleristen nach dem Krieg in Hamburg nichts mehr zu schießen gab, kam er als Moderator zum britischen Sender BFN, und als seine Dienstzeit abgelaufen war, wurde er Schallplattenunterhalter beim NWDR, ein Job, den Chris Howland auch gestern abend, an seinem 85. Geburtstag wie allwöchentlich auf WDR 4 ausgeübt hat. Was er alles konnte! Er lieferte seine flotten Sprüche in Unterhaltungsfilmen ab, gab komischen Schlagern seine knarrige Stimme mit englischem Akzent und wurde in der BRD erfolgreicher TV-Moderator – auch für die Zaungäste aus der DDR. Der britische Gastarbeiter spielte nicht nur in Stoffen von Edgar Wallace und Karl May – auch in einer Hermann-Kant-Adaption stand er vor der Kamera. Als sich die DEFA nach der Währungsunion den Gast leisten konnte, holte Roland Oehme ihn für das Lustspiel »Farßmann – Zu Fuß in die Sackgasse« (1991). Der eingefleischte Engländer Howland spielte hier, ohne sich groß zu verstellen, einen amerikanischen Millionär.
Daß das Konglomerat von Kants Kurzgeschichten halbwegs witzig wurde, ist auch dem Dramaturgen des Films zu verdanken. Er steckt nicht geringe geistige Arbeit in seine Stoffe und wird gern übersehen, wenn das Werk Erfolg hatte. Bei »Farßmann« war es Dr. Dieter Wolf, der seit Anfang der sechziger Jahre viele Filme, darunter »Die gefrorenen Blitze« (1967), »Solo Sunny« (1979), und »Der Aufenthalt« (1983) entwickelte. Der Hauptdramaturg der Gruppe Babelsberg hat nach Ende der DEFA nicht gekniffen, sondern sich mit Engagement der historischen Aufarbeitung der Filmgeschichte gewidmet. Glücklicherweise wird er auch nicht damit aufhören, bloß weil er am Freitag 80 wird!
Seine erste Fernsehrolle spielte Gunter Friedrich 1964 bei Regisseur Kurt Jung-Alsen, der sagte: Bis 75 führe ich Regie, und dann spiele ich noch ein paar schöne Rollen! Jung-Alsen war das nicht vergönnt, aber für Friedrich, der morgen 75 wird, sollte das schon gelten. Nach wenigen Theaterjahren wurde der junge Schauspieler Anfang der 70er Jahre Fernsehregisseur und widmete sich dem Kinder- und Jugendfilm. Die Böttcher-Adaption »Warum kann ich nicht artig sein?«, ausgezeichnet in Bratislava und Neubrandenburg, war 1974 sein erster großer Erfolg. Sein DEFA-Film »Hasenherz« erhielt 1988 gleich zwei Preise auf der Berlinale. Auf diese Erfolge aufzubauen war nach 1990 nicht erwünscht, Arbeit bekam er in seichten Serien. Daneben engagierte er sich für seine Kollegen im Film- und Fernsehverband. Noch 1989 hatte er in einem Jugendfilm über die Novemberrevolution Wilhelm Pieck überzeugend verkörpert. Daran sollte er anknüpfen. Ein paar Rollen sind noch drin
Daß das Konglomerat von Kants Kurzgeschichten halbwegs witzig wurde, ist auch dem Dramaturgen des Films zu verdanken. Er steckt nicht geringe geistige Arbeit in seine Stoffe und wird gern übersehen, wenn das Werk Erfolg hatte. Bei »Farßmann« war es Dr. Dieter Wolf, der seit Anfang der sechziger Jahre viele Filme, darunter »Die gefrorenen Blitze« (1967), »Solo Sunny« (1979), und »Der Aufenthalt« (1983) entwickelte. Der Hauptdramaturg der Gruppe Babelsberg hat nach Ende der DEFA nicht gekniffen, sondern sich mit Engagement der historischen Aufarbeitung der Filmgeschichte gewidmet. Glücklicherweise wird er auch nicht damit aufhören, bloß weil er am Freitag 80 wird!
Seine erste Fernsehrolle spielte Gunter Friedrich 1964 bei Regisseur Kurt Jung-Alsen, der sagte: Bis 75 führe ich Regie, und dann spiele ich noch ein paar schöne Rollen! Jung-Alsen war das nicht vergönnt, aber für Friedrich, der morgen 75 wird, sollte das schon gelten. Nach wenigen Theaterjahren wurde der junge Schauspieler Anfang der 70er Jahre Fernsehregisseur und widmete sich dem Kinder- und Jugendfilm. Die Böttcher-Adaption »Warum kann ich nicht artig sein?«, ausgezeichnet in Bratislava und Neubrandenburg, war 1974 sein erster großer Erfolg. Sein DEFA-Film »Hasenherz« erhielt 1988 gleich zwei Preise auf der Berlinale. Auf diese Erfolge aufzubauen war nach 1990 nicht erwünscht, Arbeit bekam er in seichten Serien. Daneben engagierte er sich für seine Kollegen im Film- und Fernsehverband. Noch 1989 hatte er in einem Jugendfilm über die Novemberrevolution Wilhelm Pieck überzeugend verkörpert. Daran sollte er anknüpfen. Ein paar Rollen sind noch drin
Mehr aus: Feuilleton
-
Nachschlag: Eingebettet
vom 31.07.2013 -
Vorschlag
vom 31.07.2013 -
Diener der Hölle
vom 31.07.2013 -
Homer & Langley
vom 31.07.2013 -
Alles geht
vom 31.07.2013