Aus: Ausgabe vom 31.07.2013, Seite 13 / Feuilleton
Schalldämpfer (12)
Von Wiglaf Droste
Jan bekam seinen doppelten Tequila mit Salz und Zitrone, leckte, kaute, kippte und schluckte hinter. »Kennst du eigentlich die ostpreußische Variante davon?«, fragte ich ihn. Gut gelaunt schüttelte er seine angeschnapste Birne. »Statt Tequila nimmst du Korn oder Wacholder, oben aufs Glas kommt eine Scheibe Leberwurst mit einem Klacks Senf drauf, Wurst und Senf spülst du dann mit dem Schnaps runter. Heißt Pilkaller und ist mehr was für kalte Gefilde.«
Jan schüttelte sich angeekelt, während Ralle Gefallen an der Rezeptur zu finden schien. Bevor er einen weiteren Topf Guiness bestellen konnte, rückte ich zu ihm rüber und nahm ihn leise ins Gebet. »Kannst du eine Fluchtkarre besorgen? Ich hab kein gutes Gefühl bei der Bahn. Da kann uns die Schmiere in aller Seelenruhe abfischen.«
»Kein Problem!« Ralles Baßbariton füllte das Lokal. »Früher bei der IRA haben wir…« – »Mach hier nicht den McGuffin«, warf ich schnell ein, und Ralle zuckte heftig zusammen. Der Gedanke an den irischen Schriftsteller, Politaktivisten und Aufschneider, der an Leberzirrhose abgenippelt war, fuhr ihm in die Glieder und hatte augenblicklich ernüchternde Wirkungen.
»Ob du das Ding mietest oder klaust, ist mir egal.« Mir war nicht wohl, und ich drückte auf die Tube. »In 15 Minuten will ich hier weg sein.« Ralle nickte und verschwand, während Jan eine weitere Doppeldosis bestellt hatte. »Du bist schwerer zu hüten als ein Sack Flöhe«, sagte ich und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich habe aber gar keine Flöhe am Sack«, erwiderte Jan und gibbelte, weil das lustig war. Ich bestellte die Rechnung und zahlte; der Wirt sah immer noch aus wie ein Spitzel, und McGuffin hätte jetzt eine seiner Knieschuß-Geschichten aufgetischt.
Ralle tauchte in der Tür auf und gab ein Handzeichen, Jan kippte den Rest Tequila runter, rutschte schlingerig vom Hocker und taumelte zum Ausgang. Ich warf dem Wirt noch einen Blick zu, von dem ich hoffte, daß er ihn richtig zu deuten wußte: Ein falsches Wort, Meister, und die fröhliche Schalldämpferfamilie kehrt zurück.
Jan schüttelte sich angeekelt, während Ralle Gefallen an der Rezeptur zu finden schien. Bevor er einen weiteren Topf Guiness bestellen konnte, rückte ich zu ihm rüber und nahm ihn leise ins Gebet. »Kannst du eine Fluchtkarre besorgen? Ich hab kein gutes Gefühl bei der Bahn. Da kann uns die Schmiere in aller Seelenruhe abfischen.«
»Kein Problem!« Ralles Baßbariton füllte das Lokal. »Früher bei der IRA haben wir…« – »Mach hier nicht den McGuffin«, warf ich schnell ein, und Ralle zuckte heftig zusammen. Der Gedanke an den irischen Schriftsteller, Politaktivisten und Aufschneider, der an Leberzirrhose abgenippelt war, fuhr ihm in die Glieder und hatte augenblicklich ernüchternde Wirkungen.
»Ob du das Ding mietest oder klaust, ist mir egal.« Mir war nicht wohl, und ich drückte auf die Tube. »In 15 Minuten will ich hier weg sein.« Ralle nickte und verschwand, während Jan eine weitere Doppeldosis bestellt hatte. »Du bist schwerer zu hüten als ein Sack Flöhe«, sagte ich und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich habe aber gar keine Flöhe am Sack«, erwiderte Jan und gibbelte, weil das lustig war. Ich bestellte die Rechnung und zahlte; der Wirt sah immer noch aus wie ein Spitzel, und McGuffin hätte jetzt eine seiner Knieschuß-Geschichten aufgetischt.
Ralle tauchte in der Tür auf und gab ein Handzeichen, Jan kippte den Rest Tequila runter, rutschte schlingerig vom Hocker und taumelte zum Ausgang. Ich warf dem Wirt noch einen Blick zu, von dem ich hoffte, daß er ihn richtig zu deuten wußte: Ein falsches Wort, Meister, und die fröhliche Schalldämpferfamilie kehrt zurück.
wird fortgesetzt
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