Aus: Ausgabe vom 26.09.2013, Seite 3 / Schwerpunkt
Spuren zum BND?: Kanzlerkandidat Strauß
Es gab schon immer Vermutungen, daß das Attentat auf das Münchner Oktoberfest am 26. September 1980 nicht das Werk eines irren oder wirren Einzeltäters war. Zu deutlich waren die Hinweise darauf, daß mehrere Täter am Werk waren.
Mordtaten dieser Art hatte es mehrfach gegeben: Wenige Monate zuvor zerstörte im italienischen Bologna eine Bombe den Bahnhof und riß 85 Menschen in den Tod. Jahre später kam heraus, daß der italienische Geheimdienst dahinter steckte. Einige Jahre später gab es völlig sinnlos erscheinende Gemetzel in Supermärkten in der belgischen Provinz Brabant. Auch damals führten die Spuren zu »Gladio«, einer Geheimarmee, die die NATO seit den 50er Jahren in den wichtigsten westlichen Ländern aufgebaut hatte. Sie wurde, wie der Schweizer Politologe Daniele Ganser nachgewiesen hat, für Terrorakte eingesetzt, die Politiker, Behörden und Medien dann Linken in die Schuhe schoben. Ausgeheckt wurde alles von geheimen NATO-Gremien, Ziel war ein politischer Rechtsruck.
War es auch beim Oktoberfest-Attentat so? Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU) jedenfalls wußte schon am selben Abend: Ein linker Einzeltäter war es. Da traf es sich gut, daß er sich zehn Tage später zum Bundeskanzler wählen lassen wollte. Er wurde es nicht.
Die Ermittlungen zum Oktoberfest-Attentat waren von Anfang an eher Augenwischerei. Da gab es Zeugenaussagen, die nicht berücksichtigt wurden, da wurden Teile einer abgerissenen Hand gefunden, die sich keinem der Opfer zuordnen ließ. Da gab Waffendepots im Wald und den mysteriösen Tod des Jagdhüters, der sie angelegt hatte. Kurz bevor man seine Leiche in der Gefängniszelle fand, hatte er noch angekündigt auszupacken.
Jetzt kommt es aber möglicherweise ganz dicke: Der Duisburger Andreas Kramer sagte unter Eid vor dem Luxemburger Kriminalgericht aus, sein verstorbener Vater sei der Drahtzieher nicht nur von Attentaten in Luxemburg in den 80er Jahren gewesen – er habe auch das Münchner Attentat geplant (jW berichtete). Johannes Kramer, Bundeswehrhauptmann, sei in Wirklichkeit Agent des BND gewesen und habe unter dem Decknamen »Cello« eine führende Rolle bei »Gladio« gespielt. Er habe auch Bekennerbriefe zu den Luxemburger Attentaten geschrieben. Ein Vergleich der DNA von Spuren auf einem der Briefe mit der von Kramer jr. hat diese Aussagen keineswegs widerlegt. Eine Exhumierung der Leiche des Vaters könnte demnächst besseres Vergleichsmaterial bringen. Die Recherche geht weiter – auch auf Druck der Linksfraktion im Bundestag.
(jW)
Mordtaten dieser Art hatte es mehrfach gegeben: Wenige Monate zuvor zerstörte im italienischen Bologna eine Bombe den Bahnhof und riß 85 Menschen in den Tod. Jahre später kam heraus, daß der italienische Geheimdienst dahinter steckte. Einige Jahre später gab es völlig sinnlos erscheinende Gemetzel in Supermärkten in der belgischen Provinz Brabant. Auch damals führten die Spuren zu »Gladio«, einer Geheimarmee, die die NATO seit den 50er Jahren in den wichtigsten westlichen Ländern aufgebaut hatte. Sie wurde, wie der Schweizer Politologe Daniele Ganser nachgewiesen hat, für Terrorakte eingesetzt, die Politiker, Behörden und Medien dann Linken in die Schuhe schoben. Ausgeheckt wurde alles von geheimen NATO-Gremien, Ziel war ein politischer Rechtsruck.
War es auch beim Oktoberfest-Attentat so? Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU) jedenfalls wußte schon am selben Abend: Ein linker Einzeltäter war es. Da traf es sich gut, daß er sich zehn Tage später zum Bundeskanzler wählen lassen wollte. Er wurde es nicht.
Die Ermittlungen zum Oktoberfest-Attentat waren von Anfang an eher Augenwischerei. Da gab es Zeugenaussagen, die nicht berücksichtigt wurden, da wurden Teile einer abgerissenen Hand gefunden, die sich keinem der Opfer zuordnen ließ. Da gab Waffendepots im Wald und den mysteriösen Tod des Jagdhüters, der sie angelegt hatte. Kurz bevor man seine Leiche in der Gefängniszelle fand, hatte er noch angekündigt auszupacken.
Jetzt kommt es aber möglicherweise ganz dicke: Der Duisburger Andreas Kramer sagte unter Eid vor dem Luxemburger Kriminalgericht aus, sein verstorbener Vater sei der Drahtzieher nicht nur von Attentaten in Luxemburg in den 80er Jahren gewesen – er habe auch das Münchner Attentat geplant (jW berichtete). Johannes Kramer, Bundeswehrhauptmann, sei in Wirklichkeit Agent des BND gewesen und habe unter dem Decknamen »Cello« eine führende Rolle bei »Gladio« gespielt. Er habe auch Bekennerbriefe zu den Luxemburger Attentaten geschrieben. Ein Vergleich der DNA von Spuren auf einem der Briefe mit der von Kramer jr. hat diese Aussagen keineswegs widerlegt. Eine Exhumierung der Leiche des Vaters könnte demnächst besseres Vergleichsmaterial bringen. Die Recherche geht weiter – auch auf Druck der Linksfraktion im Bundestag.
(jW)
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