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Aus: Ausgabe vom 08.10.2013, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft

Lesetips

Quo vadis, ver.di?

In welche Richtung geht die Gewerkschaft ver.di im Tarifkonflikt des Einzelhandels? Diese Frage stellt Anton Kobel in einem fundierten Artikel im aktuellen Express. Er berichtet von überraschend großer Streikbereitschaft und von 25000 Beitritten, allerdings auch davon, daß die Spitze des ver.di-Fachbereichs die Tarifauseinandersetzung durch einen problematischen Kompromiß zu beenden versucht. So legten die gewerkschaftlichen Verhandlungsführer in Bayern und Hamburg ein Angebot auf den Tisch, das zwar die Wiederinkraftsetzung des Manteltarifvertrags, aber auch verbindliche Verhandlungen über eine grundlegende Tarifreform« beinhaltete.

Aus einigen Bezirken, insbesondere in Baden-Württemberg, gibt es heftige Kritik an diesem Vorstoß. Denn er könnte die Neuauflage des Projekts »Entgeltstruktureform« (ehemals Projekt »innovative Tarifpolitik«) bedeuten, das nicht ohne Grund von etlichen Landesfachbereichen abgelehnt wurde. Die Kritiker befürchten, daß ein Teil der vom Unternehmerverband angestrebten Verschlechterungen auf diesem Umweg durchgesetzt werden könnte – trotz der großen Streikbereitschaft. (dab)

Express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 9/2013, 16 Seiten, 3,50 Euro. www.labournet.de/express

Private zahlen weniger

Mit der Ökonomisierung der Pflege und ihren Auswirkungen beschäftigt sich ein Beitrag von Diana Auth von der Uni Gießen in den WSI-Mitteilungen. Unter anderem wird deutlich, daß der von der Politik herbeigeführte »Anbieterwettbewerb« die Tendenz zur Privatisierung ambulanter und stationärer Pflegeleistungen beschleunigt hat. Die Mehrheit der stationären Einrichtungen wird zwar noch von freigemeinnützigen Unternehmen betrieben, also von der Kirche oder den Wohlfahrtsverbänden (54 Prozent). Die Zahl der privaten Pflegeheime ist im vergangenen Jahrzehnt aber deutlich angestiegen (auf 40,5 Prozent), der Anteil öffentlichen Einrichtungen ist mit 5,1 Prozent marginal (Zahlen von 2011). Bei den ambulanten Diensten stellen die Privaten gar 62,9 Prozent.


Das wirkt sich auch auf die Löhne aus, denn bei privaten Pflegediensten wird fast durchweg ohne Tarifvertrag gearbeitet. Dort, wo Pflegekräfte (in der Alten- und Krankenpflege) nach Tarif bezahlt werden, verdienen sie durchschnittlich 480 Euro brutto im Monat mehr als ohne Tarifbindung. (dab)

WSI-Mitteilungen, Nr. 6/2013, 72 Seiten, Jahresabo: 88,20 Euro

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