Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 18.11.2013, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Urbaner Moloch

Die Wirtschaftsmetropole Mumbai (Bombay) und das altehrwürdige Kolkata (Kalkutta) mögen noch um einiges größer sein. Delhi allerdings ist nicht nur Indiens Hauptstadt, sondern zugleich die Megacity mit der größten Bevölkerungsdichte. Allein seit der Jahrtausendwende hat sich diese noch einmal deutlich erhöht. Wurden beim Zensus 2001 noch durchschnittlich 9340 Einwohner pro Quadratkilometer ermittelt, waren es bei der jüngsten Volkszählung 2011 gleich 11297. Insgesamt drängen sich auf der Fläche nach amtlichen Angaben rund 16,7 Millionen Menschen zusammen.

Während das Regierungsviertel in Neu-Delhi und die umliegenden Gebiete durch reichlich Platz auffallen, sind gerade die inzwischen viel zu engen Straßenzüge von Alt-Delhi rund um das Rote Fort und die Jama Masjid, die größte Moschee des Landes, notorisch verstopft. Hinzu kommen vor allem im äußeren Gürtel zahlreiche Elendsviertel. Der Anteil der Slumbewohner an der Gesamtbevölkerung ist zwar statistisch deutlich geringer als in den anderen Mega-Metropolen des Landes, dennoch gibt es jede Menge Wohnbezirke, die durch lediglich provisorisch anmutende Bauten und vor allem mangelnde Infrastruktur ins Auge stechen. Dort konzentrieren sich jene Migranten aus dem ländlichen Umfeld und entfernten Unionsstaaten, die in Delhi auf ein besseres Leben hoffen – zumeist ein trügerischer Traum. Für Frauen, das hat sich nicht erst mit dem erschütternden Vergewaltigungsfall im Dezember 2012 gezeigt, der zu Massenprotesten führte, sind viele Teile der Hauptstadt insbesondere ab den Abendstunden ein durchaus gefährliches Pflaster. Und trotz gewisser Verbesserungen in den letzten Jahren gehört Delhi gemeinsam mit den Nachbarregionen noch immer zu den Gebieten Indiens mit dem negativsten Geschlechterverhältnis – auf 1000 Männer kommen statistisch lediglich 866 Frauen. Das ist aber immerhin schon ein deutlicher Anstieg gegenüber den 821, die beim vorigen Zensus 2001 ermittelt wurden. Immerhin liegt die Analpha­betenrate bei Frauen inzwischen knapp unter 20 Prozent, niedriger als in vielen ländlichen Regionen. Bei allen Problemen ist und bleibt Delhi das politische Herz des Landes. Hier sitzen nationales Parlament und Regierung, nirgendwo sonst gibt es soviele Demos und andere Protestaktionen wie hier. Kein Wunder scheint es da, daß die aus der breiten Antikorruptionsbewegung geborene AAP hier besonders stark verankert ist.


(tb)

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