Aus: Ausgabe vom 28.11.2013, Seite 3 / Schwerpunkt
Die Lehre der Kirche zu den sozialen Fragen
Wir wünschen uns jedoch noch mehr. Unser Traum hat noch höhere Ziele. Wir sprechen nicht nur davon, allen die Nahrung oder eine »menschenwürdige Versorgung« zu sichern, sondern daß sie einen »Wohlstand in seinen vielfältigen Aspekten« erreichen. Das schließt die Erziehung, den Zugang zum Gesundheitswesen und besonders die Arbeit ein, denn in der freien, schöpferischen, mitverantwortlichen und solidarischen Arbeit drückt der Mensch die Würde seines Lebens aus und steigert sie. Der gerechte Lohn ermöglicht den Zugang zu den anderen Gütern, die zum allgemeinen Gebrauch bestimmt sind.
Die Notwendigkeit, die strukturellen Ursachen der Armut zu beheben, kann nicht warten (…). Die Hilfsprojekte, die einigen dringlichen Erfordernissen begegnen, sollten nur als provisorische Maßnahmen angesehen werden. Solange die Probleme der Armen nicht von der Wurzel her gelöst werden, indem man auf die absolute Autonomie der Märkte und der Finanzspekulation verzichtet und die strukturellen Ursachen der Ungleichverteilung der Einkünfte in Angriff nimmt, werden sich die Probleme der Welt nicht lösen und kann letztlich überhaupt kein Problem gelöst werden. (…)
Wir dürfen nicht mehr auf die blinden Kräfte und die unsichtbare Hand des Marktes vertrauen. (…) Ich bitte Gott, daß die Zahl der Politiker zunimmt, die fähig sind, in einen echten Dialog einzusteigen, der sich wirksam darauf ausrichtet, die tiefen Wurzeln und nicht den äußeren Anschein der Übel unserer Welt zu heilen!
Das apostolische Schreiben »Evangelii Gaudium« im Wortlaut: kurzlink.de/kapitalismus-toetet
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