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Aus: Ausgabe vom 07.01.2014, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Kampf für Gerechtigkeit

Anders Kaergaard ist ernüchtert. »Ich hatte geglaubt, für Demokratie und Gerechtigkeit in den Krieg zu ziehen. Meine Illusionen zerstoben jedoch, als ich herausfand, daß diese Werte in Wahrheit von denen vertreten werden, über die mir die Armee beigebracht hat, daß sie meine Feinde sind«, sagt der frühere Soldat gegenüber junge Welt. Für einen dänischen Offizier sei seine Entwicklung zum Whistleblower ein sehr langer Weg gewesen. Bereits sechs Monate vor der »Operation Green Desert« sei die dänische Armee von einem Skandal erschüttert worden. Es ging um die Mißhandlung irakischer Gefangener in dänischer Haft. In der dänischen Bevölkerung sei die Zustimmung zur Beteiligung ihres Landes am Krieg danach weiter geschwunden und mehrere andere Staaten hätten begonnen, ihre Truppen abzuziehen. Weil seiner damaligen Einschätzung nach ein Abzug der dänischen Truppen von Nachteil für eine im Irak anstehende Wahl gewesen wäre, habe er sich zunächst entschieden zu schweigen, begründet Kaergaard, warum er erst 2012 an die Öffentlichkeit ging. Diese Entscheidung habe ihn jahrelang verfolgt. »Gerechtigkeit und Ehrlichkeit sind wichtige Werte für mich«, so der Exsoldat. »Meine Ideale zu verraten, war zerstörerisch für mich. Ich war zu einem Teil einer Maschine geworden, die versuchte, Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, der wir angeblich helfen sollten, mit Lügen zu verdecken.«

Im Zweiten Weltkrieg kämpfte sein Großvater in einer kommunistischen Widerstandsgruppe gegen die Besatzung der deutschen Wehrmacht. Kaergaard sieht eine direkte Verbindung zwischen der damaligen Okkupation und Dänemarks heutiger Rolle als kriegführende Nation: »Wenn eine Besatzungsmacht mitten in der Nacht in Häuser eindringt und dabei Gesetz und Demokratie mißachtet, Menschen verhaftet, die nichts getan haben, und sie der irakischen Polizei überstellt, die bekannt dafür ist zu foltern – dann haben wir ganz klar eine Linie überschritten. Dann sind wir keine Befreier mehr oder Verteidiger der Demokratie, sondern das glatte Gegenteil.«

Das politische Erbe seines Großvaters sei deshalb einer der Gründe für seine Teilnahme an der von junge Welt veranstalteten Rosa-Luxemburg-Konferenz. »Mein Großvater würde lächeln bei dem Gedanken, daß ich weiter für seine Werte eintrete und daß ich bereit bin, bis zum Letzten für meine Überzeugungen zu kämpfen«.


(fw)

Übersetzung: Jürgen Heiser

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