Aus: Ausgabe vom 01.02.2014, Seite 16 / Aktion
Deutschland traut sich
Von Dietmar KoschmiederDeutsche Firmen waren da etwas schneller. Die Berliner Internetfirma Rocket Internet zum Beispiel baut in Nigeria eine Amazon-Kopie für den afrikanischen Kontinent auf – mit mittlerweile 1500 Beschäftigten. Die Deutschen halten »sich bei der Eroberung Afrikas nicht lange mit Recht und Gesetz« auf, meint die BLZ in der gleichen Ausgabe: Der Versuch des Nigerianers Sim Shagaya, mit Konga.com ebenfalls einen Amazon-Klon für Afrika mit 70 Mitarbeitenden als Konkurrenz zu Rocket zu etablieren, wurde von den Deutschen einfach dadurch unterbunden, daß man in elf anderen afrikanischen Staaten den Domain-Namen der Konkurrenz besetzte und damit deren Expansion verhindert. So eine virtuelle Landnahme sei zwar illegal – aber in vielen afrikanischen Staaten gibt es keinerlei Gesetzgebung für Internetfirmen. Zwar droht nun Konga mit einer Prozeßwelle – da aber der Hauptinvestor von Konga, die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik, auch wichtigster Geldgeber der Rocket-Firmen ist, wird das wohl schon alles in europäischen Kapitalkreisen zu regeln sein. Deutschland wagt sich nach Afrika? »Rocket Internet auf Kaperzug in Afrika« heißt es da schon richtiger über den Beitrag auf Seite eins.
In der Berliner Zeitung stehen zwei scheinbar zusammenhangslose Beiträge auf unterschiedlichen Seiten einer Ausgabe. In der jungen Welt wollen wir genau diese Zusammenhänge aufzeigen: Wenn sich deutsches Militär künftig stärker in Afrika engagiert, geht es darum, deutsche und europäische Wirtschaftsinteressen im als Hinterhof angesehenen Kontinent Afrika zu sichern. Dazu braucht es die Sozialdemokratie an der Macht, denn nach wie vor ist trotz aller Propaganda eine klare Mehrheit der Bevölkerung gegen Kriegseinsätze der Bundeswehr. Trotzdem weichen die Christdemokraten dem »Druck des Koalitionspartners«, mehr noch aber der Wirtschaftslobby: Kriegsministerin von der Leyen will nun auch eine »stärkere Präsenz« in Afrika. Natürlich wie immer aus humanitären Gründen: »Wir können nicht zur Seite schauen, wenn Mord und Vergewaltigung an der Tagesordnung sind, schon allein aus humanitären Gründen«, sagte die CDU-Politikerin im Spiegel-Interview (5/14). Es braucht nicht nur wenigstens eine Oppositionspartei im Bundestag, die diesem Druck widersteht. Es braucht auch dringend eine Tageszeitung, die nicht müde wird, solche Zusammenhänge immer wieder aufzuzeigen. Und deshalb braucht die junge Welt nicht nur aus ökonomischen Gründen 10000 Probelesende.
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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
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