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Aus: Ausgabe vom 04.02.2014, Seite 3 / Schwerpunkt

Reaktion: »Politisches Affentheater«

Anstelle der »Moro National Liberation Front« (MNLF) und Nur Misuari trat ab 1997 die »Moro Islamischen Befreiungsfront« (MILF) mit ihrem Vorsitzenden Hashim Salamat (Foto), der an Kairos altehrwürdiger Al-Azhar-Universität ausgebildet worden war, als Hauptprotagonist der Moro-Anliegen in Erscheinung. Ihr erklärtes Ziel war es, den Moro-Widerstand nach dem »Tripolis-Desaster« zu revitalisieren und am Selbstbestimmungsrecht der Moros festzuhalten. Während die MNLF mehr traditionalistisch ausgerichtet ist, hatte sich die MILF u.a. die Islamisierung von Mindanao zum Ziel gesetzt. Zudem sind beide Organisationen ethnisch verankert – die MNLF hat ihre Hochburgen unter den Tausug, die MILF unter den Maguindanao.

1978 trat die MILF, die sich nach der Unterzeichnung des Tripolis-Abkommens von der MNLF abgespalten hatte, erstmals öffentlich in Erscheinung und ist nunmehr die bedeutsamste und größte Organisation des Moro-Widerstands. Die Regierung bezifferte die Zahl ihrer Kombattanten, der »Bangsa Moro Islamic Armed Forces« (BIAF), seinerzeit auf zirka 12500 Mann. Die MILF konzentrierte sich auf den Aufbau beziehungsweise die Stärkung sektoraler Organisationen in der Region und unterhielt bis zum Frühjahr 2000 insgesamt 46 über ganz Mindanao verstreute sogenannte Camps, bei denen es sich allerdings um selbstverwaltete Gemeinwesen handelte. Am 9. Juli 2000 nahm das philippinische Militär nach einer militärischen Großoffensive das Hauptquartier der MILF, Camp Abubakar as-Siddique (Provinz Maguindanao), ein. Im Gegenzug verkündete ihre Führung den Dschihad. Unvergeßlich die Szenen, als der damalige Präsident Joseph E. Estrada gemeinsam mit Regierungssoldaten auf den Überresten zerschossener Schulen und Moscheen siegestrunken geschmortes Schweinefleisch und Whisky goutierten.


Je intensiver sich seitdem aber die Gespräche zwischen der Regierung und MILF gestalteten, um so stärker fühlten sich Nur Misuari und seine engsten Gefolgsleute in der MNLF politisch ins Abseits gedrängt. Seit Sommer letzten Jahres macht Misuari wieder verstärkt auf sich aufmerksam, zeiht die Regierung seinerseits des »Verrats« und kündigte einen harten Konfrontationskurs an, um »wahre Unabhängigkeit« zu erlangen. Den laufenden Friedensprozeß charakterisierte Emmanuel Fontanilla, Rechtsanwalt und Sprecher der MNLF, schlicht als »politisches Affentheater«. (rw)

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