Aus: Ausgabe vom 07.04.2014, Seite 12 / Feuilleton
Theater zum NSU
Das Münchner Residenztheater befaßt sich in dieser Woche mit den Morden der NSU-Terroristen. Während wenige Kilometer entfernt vor dem Münchner Oberlandesgericht der NSU-Prozeß schon mehr als 100 Verhandlungstage lang läuft, wird am Donnerstag im Marstall das dokumentarische Stück »Urteile« von Christine Umpfenbach uraufgeführt. Im Mittelpunkt stehen die Morde an den Münchnern Habil Kiliç und Theodorus Boulgarides, die 2001 und 2005 in ihren Läden erschossen wurden. Schnell war damals von »organisierter Kriminalität« und »Döner-Morden« die Rede. »Statt trauern zu dürfen, wurden die Angehörigen selbst Ermittlungen und Schikanen ausgesetzt«, teilte das Residenztheater aus Anlaß der Inszenierung mit. »Sie mußten die Tatorte selber putzen, verloren ihre Arbeitsstellen und das Vertrauen der Nachbarn und Freunde, die Kinder der Opfer mußten die Schule verlassen.« Umpfenbach, die gerade einen Förderpreis der Stadt erhalten hat, betrieb nach Angaben des Theaters aufwendige Recherchen, sprach mit Journalisten, Rechtsanwälten und Politikern – vor allem aber mit den Verwandten, Freunden und Arbeitskollegen der Opfer. Für den Intendanten des Residenztheaters, Martin Kusej, ist die Produktion von herausragender Bedeutung, da sich im Europa der »Finanzkrise« faschistoide Tendenzen abzeichneten. »Da kann das Theater nicht die Augen verschließen.« (dpa/jW)
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