Aus: Ausgabe vom 11.04.2014, Seite 3 / Schwerpunkt
Reaktionen: »Sargnagel für Die Linke«
Aus Leserzuschriften zum Artikel »Gysis Truppe eiert« in der jW vom Donnerstag:
Nach dem Diktum, daß sich Geschichte zweimal wiederholt, als Tragödie und Farce, sei daran erinnert, daß die SPD vom »Krieg dem Kriege«-Kongreß 1912 nur zwei Jahre brauchte, um dem Weltkrieg 1914 zuzustimmen. Die Tragödie waren die Grünen, die auf ihrem Parteitag 1993 noch ein Transparent »Für eine Bundesrepublik ohne Armee« hängen hatten und nach fünf Jahren dem Angriffskrieg gegen Jugoslawien zustimmten. Die Farce übernimmt jetzt die Linke. Die hatte es versäumt, »Genossen«, die sich schon nach dem Münsteraner Parteitag für Militäreinsätze aussprachen, wenn nicht aus der Partei, dann wenigstens von sicheren Listenplätzen und Mandaten zu verdrängen, und trägt jetzt die Folge: für Kriegsgegner genauso wenig wählbar zu sein wie die anderen Kriegsparteien. (…)
Ralf Cüppers, per E-Mail
Wenn Gysi darauf abstellt, daß ein Auslandseinsatz nur dann vorläge, wenn er in einem anderen Land stattfindet, so halte ich das für Roßtäuscherei. Wenn ein Inlandseinsatz dann vorliegt, wenn innerhalb der BRD die Bundeswehr eingesetzt wird, so ist folglich jeder Einsatz der Bundeswehr außerhalb des Inlandes ein Auslandseinsatz. Und weiter wäre zu fragen, warum sollte Die Linke dem Kapitalismus einen Gefallen tun? Und auch wäre zu fragen, welchen Nutzen soll eine Zustimmung zu derartigen Einsätzen für die hiesigen Linken haben. Die Linke wurde bei dieser Abstimmung überhaupt nicht gebraucht. (…)
Eberhard Wetzig, per E-Mail
Mit dem heutigen Tag, dem Verlauf im Bundestag und nach einem Briefwechsel mit einem Mitarbeiter von Herrn Gysi werde ich nicht mehr Die Linke wählen. Das Thema ist durch. Ich schäme mich, daß ich über 20 Jahre den Weg als Befürworter der Linken mitgegangen bin. Ich schäme mich, lesen zu müssen, daß Die Linke keine pazifistische Partei mehr ist. (…) Der Sprung zu eventuell genehmigten Kriegseinsätzen ist kleiner, als die heutige Zustimmung einiger Linken zu diesem Einsatz. So gesehen hat man nicht nur seine Biographie und seinen Lebenslauf, nein, man hat eine Partei verloren, der man jahrelang vertraut und seine Stimme gegeben hat. In dieser Hinsicht bin ich jetzt »Reformer«. Auf Wiedersehen, Linke.
H. Teßmann, per E-Mail
Auch dem Dümmsten muß nun langsam klar werden, daß von der Parteispitze der Linken aus diese Partei eine x-beliebige wie jede andere auch ist. Ein weiterer Sargnagel für Die Linke, die sowieso – wie nun schon oft genug von deren Funktionären gewünscht – in der SPD aufgehen wird. Das wird alles ein einziger neoliberaler Gefühlsmatsch.
Rainer Schlaf, per E-Mail
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