Finsteres Herz

Die Bundesregierung begibt sich auf zivilisatorische Mission in Afrika. Wie deren am Mittwoch veröffentlichte »Afrikapolitische Leitlinien« weiszumachen suchen, hat sie dabei nur Gutes im Sinn. Selbstlos ist das freilich nicht. Afrika habe »wachsende Relevanz« und »Potentiale« mit seinem »riesigen Zukunftsmarkt« und »reichen natürlichen Ressourcen«. Das weckt Begehrlichkeiten – nicht nur bei den Deutschen. »Auffälligster Akteur« sei China, »bekannt für Konzentration auf Rohstoffbezug, Nutzung von Agrarland und Absatzmärkten für die eigenen Produkte«. Infam, diese Chinesen. Wie anders dagegen die Deutschen. Einige der im Papier formulierten Schwerpunkte lauten: »Armut und Hunger bekämpfen, Ernährung sichern, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung sowie nachhaltige Urbanisierung fördern«, »rechtsstaatliche Strukturen und gute Regierungsführung fördern«, »Bildung auf allen Ebenen ermöglichen« und die »Zusammenarbeit im Bereich der Kultur ausbauen«. Die Entzückung über ein solches Maß an fürsorglicher Betreuung könnte glatt vergessen machen, was die letzten Seiten der »Leitlinien« verraten: Das »Potential der afrikanischen Märkte für die deutsche Wirtschaft erschließen«. Anders als etwa die Chinesen sind »deutsche Unternehmen (…) mit ihrem meist langfristig angelegten Geschäftsmodell gute Partner für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung«. »Vertrauensvoll« soll es dabei zugehen: Die »Kooperation im Rohstoffbereich erhöht (…) die Versorgungssicherheit für die deutsche Wirtschaft«. Die Präsenz deutscher Soldaten in Afrika wird nicht in Frage gestellt. »So wollen wir im Sahel/Mali unser Engagement im EU- und UN-Rahmen zur Sicherheitssektorreform und bei der Ausbildung von Sicherheitskräften vertiefen«. Die Befürchtung, den Afrikanern könnte mißfallen, was die Bundesregierung da beabsichtigt, besteht nicht, weiß sie doch: »Die afrikanischen Erwartungen an Deutschland sind gestiegen«. Die deutsche Afrikamission kann beginnen. (brat)