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Aus: Ausgabe vom 23.05.2014, Seite 13 / Feuilleton

»Auch mir«

Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek (67) schreibt ein Bühnenstück über den NSU-Prozeß. Uraufgeführt werden soll es zur Eröffnung der kommenden Spielzeit an den Münchner Kammerspielen. Handlungsort des Werks mit dem Titel »Das Schweigende Mädchen« sei der Gerichtssaal, erklärte am Donnerstag Kammerspiel-Intendant Johan Simons, der das Stück als Regisseur auf die Bühne bringen wird. »Es ist wie immer bei Jelinek eine Riesenarbeit. (…) Zwischen Prozeßprotokollen, Medienberichten und literarischen Referenzen wagt sie einen tiefen Blick ins Unbewußte der deutschen Seele«. Jelinek erklärt im Interview mit Simons für das Spielzeitheft: »Eine Werwolf-Mordserie ist einem nie als das Mögliche erschienen. Man hatte sich eigentlich schon in Sicherheit gewiegt und die Neonazis fast als Folklore betrachtet.« Sie habe »den Medien und ihren Phantasien von einer türkischen Mafia geglaubt«, räumt Jelinek ein, und folgert in unnachahmlicher Selbstübersteigerung: »Wenn diese unglaublichen Lügen, die da verbreitet wurden (...), für wahr verkauft werden konnten, auch mir, die ich mir bis dahin immer eingebildet habe, ein kritischer Mensch zu sein, dann ist alles wahr und gleichzeitig alles gelogen.« (dpa/jW)

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