Aus: Ausgabe vom 04.06.2014, Seite 3 / Schwerpunkt
Hintergrund: Kampfgemeinschaft Kesselring/Schnez
UHK-Mitglied und Historikerstabsoffizier Agilolf Keßelring ist – dazu kann er nichts – Enkel des Kriegsverbrechers und Generalfeldmarschalls Albert Kesselring und schreibt sich – zur besseren Unterscheidung – nicht mit SS, sondern mit scharfem ß. Großvater Kesselring, 1947 in Italien zum Tode verurteilt, begnadigt und 1952 freigelassen, wurde sofort Bundesführer des Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten.
Albert Schnez diente 1944 unter Kesselring als General des Transportwesens, wurde von den US-Amerikanern mit dem Wiederaufbau des italienischen Schienennetzes beauftragt und war dann mit dem Aufbau der US-italienischen Stay-behind-Bewegung (Gladio) betraut. Zurückgekehrt, baute er Adenauers Untergrundarmee auf und wurde 1957 als Brigadegeneral zur Bundeswehr reaktiviert.
Keßelring klagt: »Die Krönung seiner auch für die Aufbaujahre der Bundeswehr ungewöhnlich steilen Karriere machte schließlich Kritik aus den Niederlanden zunichte, in der Schnez als ›alter Nazi‹ dargestellt wurde.« Der Untergrundmann konnte so nun doch nicht auf den für einen deutschen General höchstmöglichen Posten eines Oberbefehlshabers der Alliierten Landstreitkräfte Europa Mitte aufsteigen. »Die Hintergründe der ›niederländischen Verhinderung‹«, moniert das UHK-Mitglied, seien »bis heute nicht erforscht«. Aber die nicht nur von Niederländern dargestellte, sondern real existierende Nazivergangenheit (Denunzierung von Widerstandsoffizieren u.a.) verhinderte nicht, daß Schnez als Inspekteur, als oberster Chef des Heeres 1968 beweisen durfte: sein Nazismus war nicht vergangen. Die als »Schnez-Studie« bekannt gewordene geheime Denkschrift »Gedanken für die Verbesserung der inneren Ordnung des Heeres« beklagte den »fehlenden Verteidigungswillen im Volk«. Pluralismus sei Gift. Die Bundeswehr müsse sich auf die Werte einer »Kampf-, Schicksals- und Notgemeinschaft« besinnen. Schnez beschwerte sich über eine »übertriebene parlamentarische Kontrolle« des Militärs und forderte eine Änderung des Grundgesetzes, um die Autorität des Militärs zu stärken. Schnez, der mit diesen Forderungen an der Spitze einer Generalsfronde gegen die sozialliberale Bundesregierung stand, blieb Heeresinspekteur bis zu seiner ordentlichen Pensionierung 1971. Er wurde mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland prämiert.
(ok)
Albert Schnez diente 1944 unter Kesselring als General des Transportwesens, wurde von den US-Amerikanern mit dem Wiederaufbau des italienischen Schienennetzes beauftragt und war dann mit dem Aufbau der US-italienischen Stay-behind-Bewegung (Gladio) betraut. Zurückgekehrt, baute er Adenauers Untergrundarmee auf und wurde 1957 als Brigadegeneral zur Bundeswehr reaktiviert.
Keßelring klagt: »Die Krönung seiner auch für die Aufbaujahre der Bundeswehr ungewöhnlich steilen Karriere machte schließlich Kritik aus den Niederlanden zunichte, in der Schnez als ›alter Nazi‹ dargestellt wurde.« Der Untergrundmann konnte so nun doch nicht auf den für einen deutschen General höchstmöglichen Posten eines Oberbefehlshabers der Alliierten Landstreitkräfte Europa Mitte aufsteigen. »Die Hintergründe der ›niederländischen Verhinderung‹«, moniert das UHK-Mitglied, seien »bis heute nicht erforscht«. Aber die nicht nur von Niederländern dargestellte, sondern real existierende Nazivergangenheit (Denunzierung von Widerstandsoffizieren u.a.) verhinderte nicht, daß Schnez als Inspekteur, als oberster Chef des Heeres 1968 beweisen durfte: sein Nazismus war nicht vergangen. Die als »Schnez-Studie« bekannt gewordene geheime Denkschrift »Gedanken für die Verbesserung der inneren Ordnung des Heeres« beklagte den »fehlenden Verteidigungswillen im Volk«. Pluralismus sei Gift. Die Bundeswehr müsse sich auf die Werte einer »Kampf-, Schicksals- und Notgemeinschaft« besinnen. Schnez beschwerte sich über eine »übertriebene parlamentarische Kontrolle« des Militärs und forderte eine Änderung des Grundgesetzes, um die Autorität des Militärs zu stärken. Schnez, der mit diesen Forderungen an der Spitze einer Generalsfronde gegen die sozialliberale Bundesregierung stand, blieb Heeresinspekteur bis zu seiner ordentlichen Pensionierung 1971. Er wurde mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland prämiert.
(ok)
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