Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 21. / 22. Dezember 2024, Nr. 298
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 27.06.2014, Seite 3 / Schwerpunkt

Armutsbekämpfung: Ignorierte Erfolge

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro habe das Land in eine »Fabrik zur Herstellung von Armen« verwandelt, behauptete der Parlamentsabgeordnete Tomás Guanipa von der Rechtspartei »Primero Justicia«. Die spanische Tageszeitung El País meldete, im ersten Jahr der Amtszeit von Maduro sei Zahl der in extremer Armut Lebenden in dem südamerikanischen Land um mehr als 700000 gestiegen.

Hintergrund solcher Hiobsbotschaften waren im Mai Zahlen des Nationalen Instituts für Statistik (INE), denen zufolge der Armutsindex von 21,2 Prozent im zweiten Semester 2012 auf 29,4 Prozent im ersten Halbjahr 2013 angestiegen sei. Tatsächlich jedoch war das nur die halbe Wahrheit – die andere Hälfte wurde von den Medien und Oppositionspolitikern ignoriert. Denn im zweiten Halbjahr 2013 ging die Armut trotz großer ökonomischer Probleme auf 27,3 Prozent zurück – und lag damit praktisch exakt auf dem Wert von Anfang 2012. Die einzige wirkliche Schlußfolgerung aus dieser Statistik: Es gab im Herbst 2012 – offensichtlich wahlkampfbedingt – einen deutlichen Rückgang der Armut, der jedoch nicht längerfristig gehalten werden konnte.

Auf einen weiteren Fakt macht zudem Ewan Robertson in einer Untersuchung für das englischsprachige Internetportal venezuelanalysis.com aufmerksam. Die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen – womit nach Maßstäben der Weltbank alle Menschen gemeint sind, die weniger als 1,25 US-Dollar (0,92 Euro) am Tag zum Leben zur Verfügung haben – ist in Venezuela auch in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen. 2013 waren es 5,5 Prozent. 1998 hatte dieser Wert noch bei fast elf Prozent gelegen.

INE-Präsident Elías Eljuri kritisierte gegenüber Unión Radio die Kampagne der Massenmedien. Zwar seien durch die hohe Inflation 2013 die Reallöhne der Bevölkerung zurückgegangen, und dadurch sei die Einkommensarmut gestiegen. In diesem Wert seien aber Leistungen wie die kostenlose Gesundheitsversorgung, Bildung und Zugang zu Wohnraum nicht berücksichtigt. Die unter Einbeziehung dieser Werte errechnete strukturelle Armut liege weiterhin im Durchschnitt der vergangenen Jahre, von einem deutlichen Anstieg könne keine Rede sein. (scha)

Mehr aus: Schwerpunkt