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Aus: Ausgabe vom 05.07.2014, Seite 16 / Aktion

Zeit der Kirschen

Das UZ-Pressefest ist Indikator dafür, wie sich linke Bewegung in Deutschland entwickelt. Das letzte Wochenende gab Kraft und Hoffnung
Von Dietmar Koschmieder
Gespräche, Gedanken, Ideen: Die Besucher des Volksfestes de
Gespräche, Gedanken, Ideen: Die Besucher des Volksfestes der DKP sind Akteure
Es gibt sie noch, die Kommunisten in Deutschland und ihre Partei. Was wenige Mitglieder und eine sehr kleine Zahl von Hauptamtlichen in der Lage sind, auf die Beine zu stellen, wenn »Kombination sie vereint und Kenntnis sie leitet« (Karl Marx), konnte man am vergangenen Wochenende im Dortmunder Revierpark Wischlingen erleben: Die DKP lud zum 18. UZ-Pressefest ein – und sie kamen alle: Kulturschaffende, Gewerkschafter, Alt- und Neulinke, Friedensbewegte, Freidenker, Aktivisten aus Bewegungen, Naturfreunde und Kommunisten aus vielen Ländern. Ein linkes, ein internationales Fest für alle Generationen – und nicht einfach nur das größte seiner Art im deutschsprachigen Raum: Es ist auch das politisch wichtigste. Die Kommunisten wurden der Aufgabe gerecht, unter materiell und personell sehr harten Bedingungen ein Fest zu organisieren, das unabhängig von den Wetterbedingungen kräftige Impulse für linke Diskussionen und Bewegungen setzt – das politischen Diskurs und kulturellen Genuß miteinander verbindet. Das ist nur möglich, weil die DKP wie keine andere hierzulande die Traditionen und Erfahrungen der klassenbewußten Arbeiterbewegung in sich trägt – und dazu gehören auch Tradition und Erfahrung mit diesem Fest. Keiner kann daran vorbei: Mit den Kommunisten darf man wieder rechnen.

Dieses Signal ist dringend nötig und kommt zur richtigen Zeit. Immer mehr Menschen erkennen, daß es nicht ihre Interessen sind, die von den Herrschenden in der großen Politik umgesetzt werden. Daß es denen egal ist, ob Kriege und Killerdrohnen von der Bevölkerung abgelehnt werden. Vielen wird klar, daß sie für ihre Interessen selbst aktiv werden müssen, daß sie ihre eigene Kultur, ihre eigenen Medien brauchen. Sie sind auf der Suche nach Alternativen, und diese Menschen darf man nicht Rattenfängern überlassen, ob diese nun offen rechts auftreten oder um sich den Nebelschleier des erleuchteten Organisators verbreiten, der angeblich nicht mehr rechts noch links kennt: Klassenverhältnisse müssen offengelegt und nicht versteckt werden, auch wenn viele sich mit marxistischen Kategorien und Begrifflichkeiten zunächst schwertun. Der Sozialismus will, seitdem er eine Wissenschaft geworden ist, auch wie eine Wissenschaft betrieben werden (Friedrich Engels). Deshalb werden gut organisierte Kommunisten auch in diesem Land dringender denn je gebraucht.

Dieses Fest bot hochkarätige Kultur und Politik nicht nur auf den Hauptbühnen und zentralen Foren. Es waren drei Tage lang Hunderte von Gesprächsrunden und Konzerte, oft gar nicht im Programm angekündigt, die viel Kraft spendeten. Nur ein Beispiel: Das Zelt der jungen Welt war immer übervoll, nur bei einer Veranstaltung gab es noch genügend Platz: Blandine Bonjour und Bernd Köhler spielten ohne elektrische Verstärkung, aber voller Energie und Lust französische Chansons, Lieder von der Pariser Commune, der Zeit der Kirschen. Dazu gab es Croissants, Kaffee und auf den Tischen Lavendel aus der Provence. Das war am Sonntag um 9.30 Uhr, selbst die Genossen von Jump UP, die dazu eingeladen hatten, waren da gerade erst aus ihren Schlafsäcken gekrabbelt – nach einer langen Nachtschicht. Dieses Pressefest war so eine kleine Kirschenzeit, hier begleitet von Blandine und Bernd: »Ja, kurz war sie nur, unsere Kirschenzeit, wenn wir am Morgen aufgewacht sind. Was haben wir sie geliebt, diese Zeit, die Revolution, die Liebe, den Streit, in den Nächten und Tagen. Getanzt und gekämpft und Schmerzen ertragen…« (Franz Josef Degenhardt nach Jean Baptiste Clement).

Schade nur, daß das nächste UZ-Pressefest erst wieder in zwei Jahren stattfindet.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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