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Aus: Ausgabe vom 09.07.2014, Seite 3 / Schwerpunkt

Wahlk(r)ampf

Drei Monate nach den Parlamentswahlen am 9. April stimmen am heutigen Mittwoch annähernd 190 Millionen wahlberechtigte Indonesier darüber ab, ob Joko Widodo (53), seit 2012 Gouverneur von Jakarta, oder sein Herausforderer, der frühere General Prabowo Subianto, neuer Präsident des südostasiatischen Inselstaates wird. Während ersterer in den Medien als volksnaher, schmächtiger Schreinersohn und ehrbarer Bürger gezeichnet wird, gilt Prabowo als selbstbewußter Macher, der das Land zwar zu neuem Glanze führen möchte, der aber auch Teil dessen dunkler Vergangenheit ist.

Die Demokratische Partei des Kampfes (PDI-P), für die Joko Widodo antritt, wurde im April zwar mit 19 Prozent stärkste Partei. Doch allgemein hatte man einen deutlicheren Erfolg prognostiziert. Auf dem zweiten Platz folgte die frühere Partei des damaligen Machthabers Suharto, Golkar, mit mehr als 14 Prozent. Gefolgt von Gerindra, der Partei Prabowos, mit zwölf Prozent. Eindeutiger Wahlverlierer war die Demokratische Partei des noch amtierenden Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono – auch er wie Prabowo ein Exgeneral, der nach zwei Amtsperioden (seit 2004) nicht wiedergewählt werden kann.

Der Wahlkampf war schrill, inhaltsleer und in der Endphase mit persönlichen Diffamierungen ebenso gespickt wie mit Trivialem und Provokantem. Teile des Showbiz fanden es »geil«, sich auf Wahlveranstaltungen zu zeigen. Die Wiedereröffnung des »Soldatencafés« in der Stadt Bandung erregte Gemüter wie das Outfit des Sängers Ahmad Dhani. Dieser genoß Auftritte in schwarzer Uniformjacke, die an die von SS-Führer Heinrich Himmler erinnern sollte, und fand es »cool«, Symbole des Naziregimes öffentlich zur Schau zu stellen.

Mit Unterstützung seines betuchten Bruders und reichlich Cash aus dem mehr alten als neuen Establishment brachte Prabowo die erst Anfang 2008 gegründete Partei Gerindra (Bewegung Großindonesien) auf Trab und nutzte die landesweit schlagkräftig ausgerichtete Organisation zur Selbstbeweihräucherung. Religiöse Parteien, die bei der Parlamentswahl insgesamt mäßig abschnitten, stehen ebenso hinter ihm wie der scheidende Präsident. (rw)

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