Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 10.07.2014, Seite 3 / Schwerpunkt

»Unser Leben findet hier und jetzt statt«

Aus dem Aufruf der Pride Parade 2014:


Freaks und Krüppel, Verrückte und Lahme, Eigensinnige und Blinde, Taube und Normalgestörte – kommt wieder raus auf die Straße, denn sie gehört uns! (…) Seit Jahrzehnten kämpfen wir für Barrierefreiheit, Teilhabe und Assistenz, fordern Gleichbehandlung und Respekt. Wenn heute Politikerinnen und Politiker sowie Funktionäre das Wort Inklusion benutzen, hört es sich an, als hätten sie es erfunden. Gnädig wollen sie uns Inklusion gewähren. Da Inklusion enorm viel Geld kosten würde, müßten wir noch etwas Geduld haben, bis die umfassend inklusive Gesellschaft Wirklichkeit wird. (…) Wir sagen Nein! Wir warten nicht ab! Unser Leben findet hier und jetzt statt. (…) Überall sind wir zu finden: an der Uni, im Büro, als Selbständige und Beamte, und auch in der Werkstatt oder im Hartz-IV-Bezug. Wir nutzen den öffentlichen Nahverkehr mit dem Rollstuhl. Oder besuchen mit Atemgerät und Liegerollstuhl ein Open-Air-Festival. Wir joggen durch den Park, auch mit einem Bein. Wir gehen ins Restaurant, auch wenn wir unsere Gucci-Blusen bekleckern. (…) Viele meinen, unser Alltag wäre leidvoll. Doch das ist letztlich ihr Problem, nicht unseres. Wir erleben uns lustvoll und zugewandt, verlieben uns, haben Beziehungen und bekommen Kinder. (…)

In behindertenpolitischen Leitlinien und Maßnahmeplänen kommt uns überall die Inklusion entgegen, aber praktisch passiert nichts. Werkstattträger halten sich für inklusiv, bei denen behinderte Menschen einen Monatslohn von weniger als 200 Euro haben. (…) Nicht wir sind also fragwürdig, vielmehr der Zwang, funktionieren zu müssen, um zu (über)leben, Leistungen zu bringen, um anerkannt zu sein. Nur wenn wir uns unsere Rechte nehmen, können wir über uns verfügen. Deshalb: Trau dich zu fordern, was du brauchst! (…)


Pride Parade in Berlin, Samstag, 12. Juli 2014, 15 Uhr, Hermannplatz

www.pride-parade.de

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