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Aus: Ausgabe vom 22.07.2014, Seite 13 / Feuilleton

Rockford bei Omma

Von Wiglaf Droste
Ein guter Geist und Gast zog durchs Wohnzimmer, wenn auf dem TV-Schirm James Garner erschien, als Privatdetektiv Jim »Jimbo« Rockford, Wohnwagen, Altvatta und Anrufentgegennahmemaschinchen inklusive. Rockford war Pflichttermin, und bei Omma durfte ich’s gucken.

Raymond Chandler, Ross Macdonald, Samuel Dashiell Hammett, die ich erst später entdeckte und bis heute ehre und liebe, waren musenhaft dabei, wenn James Garner als Individuum erschien: fehlerhaft, aber nicht korrupt. Das Grübchen am Kinn wie eingedübelt, ein richtiger Kerl auf der guten Seite der Realität genannten, abgesprochenen, verabredeten, gemauschelten Schweinerei Welt, der als Komet seine Bahn zieht – so betrachtete ich Rockford. Und den Schauspieler James Garner sah ich in manchem Western und, viel später, in meinen beiden Lieblingsfilmen mit ihm: »Sunset«, den ich mit der ebenfalls nicht mehr sterblichen Ulrike Kowalsky etwa siebzehnundviermal sah – Regie: Blake Edwards – und »Zwielicht«, mit den Garner ebenbürtigen Großkönnern Paul Newman und Gene Hackman.


Daß es medial mitteilungswürdig scheint, zu erwähnen, daß ein 86jähriger Mensch eines, wie es dann obduktionsartig artikuliert wird, »natürlichen Todes« gestorben sei, wirft ein Zwielicht auf eine reichlich rattige Welt, in der es allerdings Leuchttürme gibt, wie James Garner einer für mich war.

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