Aus: Ausgabe vom 09.08.2014, Seite 3 / Schwerpunkt
Nordirak: Verfolgte Minderheiten
Vor allem Angehörige religiöser und ethnischer Minderheiten sind im Nordirak auf der Flucht vor den Gotteskriegern des Islamischen Staates (IS). Nach der Vertreibung der Christen aus Mossul fliehen auch die Einwohner von Karakosch, der größten christlichen Stadt des Irak, die am Donnerstag vom IS eingenommen wurde. Nach Angaben des chaldäischen Patriarchen Louis Raphaël Sako sind von hier 100000 Christen vielfach zu Fuß auf dem Weg in Richtung der kurdischen Autonomiezone. Auf der Flucht sind auch 20000 schiitische Turkmenen, deren Stadt Tal Afar bereits im Juni an den IS fiel. 200000 Menschen flohen nach UN-Angaben aus der vor einer Woche von den Dschihadisten eingenommenen Region Sengal (Sindschar). Sengal ist das Hauptsiedlungsgebiet von Angehörigen der jesidischen Religionsgemeinschaft. Hier leben mehrere hunderttausend von weltweit einer Million Jesiden. Zudem befinden sich hier wichtige Heiligtümer dieser monotheistischen Religion, die vor über 4000 Jahren in Mesopotamien entstand und als ursprünglicher Glaube der Kurden vor der Islamisierung gilt. Von radikalen sunnitischen Muslimen werden die Jesiden als Ungläubige und »Teufelsanbeter« angefeindet. Jesiden gelten den Dschihadisten als vogelfrei. Wenn sie sich weigern, zum Islam zu konvertieren, dürfen sie aus dieser Sicht getötet werden. Zuletzt wurden im Jahr 2007 rund 700 von ihnen bei zeitgleichen Autobombenanschlägen auf zwei Dörfer in Sengal von Dschihadisten getötet.
Größere jesidische Gemeinschaften gibt es noch im Iran, Syrien und im Kaukasus. Von den Jesiden in der Türkei sind bis auf einige hundert fast alle in den letzten Jahrzehnten vor religiöser Verfolgung und Bürgerkrieg nach Deutschland geflohen. Hier besteht heute mit rund 60000 Köpfen die größte jesidischen Gemeinschaft im Exil. Angesichts der Massaker, die derzeit im Irak stattfinden, ruft die Föderation der Jesidischen Vereine zu Protesten in Deutschland auf. (nb)
Größere jesidische Gemeinschaften gibt es noch im Iran, Syrien und im Kaukasus. Von den Jesiden in der Türkei sind bis auf einige hundert fast alle in den letzten Jahrzehnten vor religiöser Verfolgung und Bürgerkrieg nach Deutschland geflohen. Hier besteht heute mit rund 60000 Köpfen die größte jesidischen Gemeinschaft im Exil. Angesichts der Massaker, die derzeit im Irak stattfinden, ruft die Föderation der Jesidischen Vereine zu Protesten in Deutschland auf. (nb)
Samstag 9.8., 13 Uhr: Zentrale Demonstration in Bielefeld, Radrennbahn Heeper Str., Sonntag 10.8., 15 Uhr: Demonstration der PYD in Berlin, Hermannplatz
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