Aus: Ausgabe vom 11.08.2014, Seite 3 / Schwerpunkt
Mordkommandos
Von Karin LeukefeldLautes und leises Töten
So beginnt die WDR-Dokumentation »Lizenz zum Töten – Wie Israel seine Feinde liquidiert«, die am Freitag bei 3sat wiederholt wurde: »Ramallah, 29. Mai 2007. Gerade eben wurde ein Palästinenser von einer Spezialeinheit der israelischen Grenzpolizei exekutiert. Durch Kopfschuß. Als die Ambulanz die Leiche abtransportiert, zieht sich das Kommando zurück.« Die Kamera folgt einem Mann, der zu dem auf der Straße liegenden Opfer der Exekution läuft, dann kommen Helfer des Palästinensischen Roten Halbmonds, heben den Toten auf eine Bahre und transportieren ihn ab. Das Spezialkommando – unsichtbar für die Umstehenden in drei gepanzerten Fahrzeugen versteckt – jagt an der Kamera vorbei davon. Dann sagt der ehemalige israelische Agent Gad Schimron: »Israel hat den Ruf eines Staates, der seine Widersacher hinrichtet.« Der »einzige Rechtsstaat im Mittleren Osten« sei von Feinden umgeben, »um zu überleben, setzt die Regierung in Jerusalem rigorose Mittel ein«, heißt es weiter. »Polizei, Armee und Geheimdienste dürfen Staatsfeinde gezielt töten.« Dabei würden »laute und leise Exekutionen« unterschieden. »Die lauten sollen Angst und Schrecken verbreiten. Die leisen dürfen unter keinen Umständen mit dem jüdischen Staat in Verbindung gebracht werden.«Der Filmemacher Egmont R. Koch produzierte die Dokumentation 2013. In seinem Buch »Lizenz zum Töten. Die Mordkommandos der Geheimdienste« (Aufbau-Verlag, Berlin 2013, 408 Seiten, 22,99 Euro) erläutert er, daß das gezielte Morden im Auftrag westlicher Regierungen heute zum Alltag gehört.
Im Film kommen auch Kritiker aus dem Militär zu Wort wie der ehemalige israelische Luftwaffengeneral und Pilot Iftach Spektor, der sich 2003 mit 26 anderen Piloten öffentlich geweigert hatte, die besetzten palästinensischen Gebiete zu bombardieren. Gezeigt werden auch Aufnahmen einer Überwachungsdrohne des israelischen Militärgeheimdienstes, die am 16. Februar 1992 die Tötung des damaligen Hisbollah-Führers Abbas Musawi mitsamt seiner Frau und seinem sechsjährigen Sohn vorbereitete und dokumentierte.
Link zum Film: kurzlink.de/lizenzzumtoeten
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