Rebellen »neutralisiert«
Der peruanische Präsident Alberto Fujimori hat die scharfe Kritik an der Erschießung aller 14 Geiselnehmer der Revolutionären Bewegung Tupac Amaru (MRTA), zurückgewiesen. Es sei eine »saubere« Militäraktion gewesen, sagte Fujimori am Wochenende in Lima, »in einer kriegsähnlichen Situation kann alles passieren«. Die 140 Elitesoldaten hätten lediglich den Befehl erhalten, die Geiselnehmer zu »neutralisieren«.
Beim Sturm der Residenz zur Befreiung der 72 Geiseln waren am Dienstag alle 14 Rebellen der MRTA getötet worden, darunter auch zwei minderjährige Frauen. Diese schrieen beim Eindringen der Soldaten nach einem Bericht des Oppositionsblattes »La Republica« mehrmals: »Wir ergeben uns.« Die Rufe wurden den Angaben zufolge von den hineingeschmuggelten Abhörmikrofonen des Geheimdienstes aufgezeichnet.
Menschenrechtsorganisationen kritisierten am Freitag das hastige Begräbnis der Anführer des Geiselkommandos, die in der Nacht zum Freitag praktisch unter Ausschluß der Öffentlichkeit von der Armee beigesetzt wurden. Familienangehörige der beiden Getöteten nahmen Kontakt zur peruanischen Menschenrechtsgruppe Aprodeh auf, um die Exhumierung der Leichen von Nestor Cerpa Cartolini und Roli Rojas zum Zweck einer Autopsie zu verlangen.
Einem Bericht der japanischen Tageszeitung Yomiuri Shimbun vom Sonntag zufolge wollten die Rebellen für den Fall der Erstürmung der Residenz vier Geiseln erschießen. Unter Bezugnahme auf eine der befreiten Geiseln berichtete das Blatt, Perus Außenminister Francisco Tudela, Landwirtschaftsminister Rodolfo Munate sowie der Bruder des peruanischen Präsidenten, Pedro Fujimori, und der japanische Botschafter Morihisa Aoki seien ausgewählt worden.
Isaac Velazco, Europasprecher der MRTA, bekräftigte gegenüber junge Welt die Entschlossenheit seiner Organisation zur Fortführung des bewaffneten Kampfes. »Wir haben die Wahl, zu kämpfen oder zu verhungern.«
AFP/AP/jW
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