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Aus: Ausgabe vom 11.09.2014, Seite 16 / Sport

Leichtathletik: Harting und die Hybriden

Berlin. Diskus-Olympiasieger Robert Harting ist kurz vor seinem 30. Geburtstag dabei, ein Studium der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation abzuschließen. Der Kampf um den Bachelor hat einen recht erstaunlichen Gesinnungswandel mit sich gebracht. Vorläufiger Höhepunkt waren Ausführungen in der Sport Bild vom Mittwoch. »Jede Disziplin, die nicht fähig ist, Weltrekorde zu produzieren, wird von der Leichtathletik einfach nicht geachtet«, dozierte der gebürtige Cottbusser in der Springer-Illustrierten und machte einen Vorschlag, wie sich »die Vermarktungsmöglichkeiten der Leichtathletik verbessern« ließen, gemeint waren die Wurfdisziplinen. »Die Gewichte der Wettkampfgeräte sollten um ein Gramm angehoben« und alle Weltrekorde eingefroren werden. »So erlöst man sich von den alten Schatten. Sonst wird der Sport nie ein neues Gesicht bekommen.« Dagegen wäre etwa einzuwenden, daß sein Gesicht so neu nun auch nicht mehr ist. Was den Wahlberliner wurmt: Mit seiner Bestweite von 70,66 Metern (2012) liegt er weit hinter dem Weltrekord von Jürgen Schult (Schwerin, 74,08 Meter, 1986). Bei den Damen liegen die Dinge ähnlich. Olympiasiegerin Sandra Perkovic (Kroatien) schleuderte den Diskus neulich in Zürich weiter auf die persönliche Bestweite von 71,08 Metern. Das waren immer noch fünf Meter weniger als der Weltrekord von Gabriele Reinsch (Cottbus, 76,80 Meter, 1988). »Damals wurde durch Doping an der Biologie des Menschen herummanipuliert«, erklärte Harting in Sport Bild. »Das war keine Leistung eines Menschen, sondern die Leistung eines Hybridmenschen.« Bei der WM 2009 in Berlin hatte sich Harting noch über DDR-Dopingopfer lustig gemacht. Ein Bachelor in Anpassung könnte ihm schon mal ehrenhalber verliehen werden.

(sid/jW)

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