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Aus: Ausgabe vom 24.09.2014, Seite 13 / Feuilleton

Jubel der Woche: Hildebrandt, Kunert

Von Jegor Jublimov
Als er mit seiner Mutter im Riesengebirge wanderte, begegnete ihm bei Agnetendorf Gerhart Hauptmann in Person! Das war ein Erlebnis, an das Hans-Joachim Hildebrandt immer wieder denken mußte, als er gleich nach dem Krieg bei Theater und Funk anfing. Er berichtet davon in seinen 2010 erschienenen Erinnerungen. 1953 kam er zum Adlershofer Fernsehen, inszenierte Dramen, Operetten und einen Wallace-Krimi. Darin fand er seine Bestimmung. Hildebrandt wurde einer der erfolgreichsten Kriminalfilmregisseure des Landes. Er schuf in den Reihen »Blaulicht« und »Polizeiruf 110« rund drei Dutzend Gegenwartskrimis, die mehr über das Leben in der DDR erzählten als manch Liebes- oder Produktionsstück. Sein bester »Polizeiruf« war der Zweiteiler »Schwere Jahre« (1984), der Ereignisse der Nachkriegszeit mit der Gegenwart verknüpfte. Hildebrandt inszenierte auch Serien: »Gefährliche Reise« (1972) nach einem Buch des kürzlich verstorbenen Wolfgang Held, »Neumanns Geschichten« (1986) mit Herbert Köfer und die Seefahrergeschichte »Luv und Lee« (1991). Am Sonnabend feiert der Kleinmachnower seinen 85. Geburtstag.

Den damaligen Modenamen Hans-Joachim trägt auch ein Regisseur, der heute 85 wird und als Joachim Kunert bekannt ist. Er begann bei der DEFA 1947 als Volontär, war bald verantwortlich für Wochenschau und Dokumentarfilm. 1956 entstand sein erster Spielfilm. Sein zweiter war der Ost-West-Krimi »Tatort Berlin« mit Hartmut Reck, Rudolf Ulrich und Sonja Sutter, für den ihn die Junge Welt 1958 lobte: »Kunert entdeckte auch neue Gesichter, aber bei Schauspielern, die uns bekannt sind, bei denen jedoch die Gefahr bestand, in der Schablone zu erstarren.«


Als Kunert 1962 in »Das zweite Gleis« nach der Mitschuld der Bürger an den Verbrechen im Zweiten Weltkrieg fragte, mit erstaunlich expressiver Kameraführung und Musik, fand das nicht viel Beachtung. Erst seit wenigen Jahren gilt der Film als frühes Meisterwerk. Einen Publikumserfolg in Ost und West landete er mit dem Antikriegsfilm »Die Abenteuer des Werner Holt« nach Dieter Noll, der 1965 ein Millionenpublikum erreichte und viele Auszeichnungen erhielt. Bei der DEFA drehte Kunert noch zwei Anna-Seghers-Adaptionen, bevor er zum Fernsehfunk wechselte, wo er mit »Die große Reise der Agathe Schweigert« (1972) und »Das Schilfrohr« (1974) zwei weitere bemerkenswerte Filme nach Seghers-Vorlagen realisierte. Auch Stoffe von Günter Wallraff und Antonio Skármeta hat er verfilmt, dazu biographische Werke über Robert Koch, Ferdinand Sauerbruch und die Gründer des Jenaer Glas-Imperiums geschaffen. Schade, daß er sich seither zurückgezogen hat.

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