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Aus: Ausgabe vom 10.11.1997 / Ausland

China baut neue Große Mauer am Jangtse

Geplantes Wasserkraftwerk soll Kraft von 18 Atommeilern haben

Mit der Umleitung des mächtigen Jangtse-Flusses wurde in China die erste Phase beim Bau des Drei-Schluchten- Dammes als größtem Stauprojekt der Welt abgeschlossen. Der längste Strom Asiens wurde am Sonnabend durch einen provisorischen Deich abgeblockt und fließt nun knapp vier Kilometer in einem parallelen Kanal. Die zuletzt verbliebene Deichlücke wurde in Anwesenheit der Spitzenpolitiker Chinas mit großen Mengen an Gestein aufgeschüttet.

Präsident Jiang Zemin sagte bei der Zeremonie, der uralte Traum seines Volkes, sich die Ressourcen des Jangtse nutzbar zu machen, sei der Verwirklichung nähergerückt. Als gewaltigstes Bauvorhaben seit der Errichtung der Großen Mauer vor 2 000 Jahren, als Erfüllung eines Traumes der chinesischen Nation - so wird in der Volksrepublik der Riesendamm gefeiert, der in einigen Jahren am Ausgang der drei Schluchten aufragen soll. Riesige Mengen an Energie soll er liefern, die bisweilen reißenden Fluten des Jangtse zähmen, wie die Führung in Peking immer wieder gegen Kritiker ins Feld führt. Denn das Projekt, das die Überflutung einer der landschaftlich schönsten Gegenden des Landes und die Umsiedlung von 1,2 Millionen Menschen zur Folge haben wird, stößt international nicht nur auf Zustimmung. Internationale Experten warnen vor allem vor den ökologischen Folgeschäden. Aber: Das geplante größte Wasserkraftwerk der Welt soll jährlich 18 200 Megawatt Strom liefern - soviel wie 18 Atommeiler.

An dem Drei-Schluchten-Staudamm wird seit drei Jahren gebaut. 2003 soll die erste Kilowattstunde Strom erzeugt werden, sechs Jahre später soll das Kraftwerk mit 26 Turbinen voll arbeiten. Die Staumauer ist auf 1,6 Kilometer Länge und 185 Meter Höhe konzipiert. Dahinter soll der 6 300 Kilometer lange Jangtse auf einer Fläche von rund 632 Quadratkilometern angestaut werden. Dadurch entsteht ein künstliches Reservoir, das größer ist als der Bodensee.

Die Wasserkraft des Jangtse - nach dem Amazonas und dem Nil der drittlängste Fluß der Erde - nutzbar zu machen, hatte 1919 schon der chinesische Revolutionär Sun Yat-sen vorgeschlagen; auch KP-Chef Mao Tse-tung und der dieses Jahr verstorbene Deng Xiaoping setzten sich für das Projekt ein. Energie im Gegenwert von 50 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr soll das Kraftwerk erzeugen und damit dazu beitragen, die Stromversorgung des bevölkerungsreichsten Landes der Welt sicherzustellen.

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