Schiefer Haussegen bei Suhartos Familien-Clan
Die Währungsturbulenzen in Südostasien schütteln nicht nur die Börsen zwischen Hongkong und Singapur durcheinander, sondern bringen jetzt auch eine Institution ins Wanken, die bisher als unerschütterlich galt: den Suharto-Familienclan, Indonesiens Herrscherhaus mit einem von der CIA geschätzten Gesamtvermögen von 50 Milliarden US-Dollar. Denn während der Papa, genannt »Bapak Suharto« beim Gipfeltreffen der Entwicklungsländergruppe G-15 in Malaysia weilte, verfügte sein Finanzminister Mr'ie Mohammad am 1. November die Schließung von 16 unrentablen Banken. Der Minister handelte auf Druck des Internationalen Währungsfonds. Der IWF hatte es für sein auf drei Jahre angelegtes Hilfspaket von knapp 40 Milliarden Dollar für die Stabilisierung des indonesischen Währungssystems zur Bedingung gemacht, daß in dem aufgeblähten Finanzsystem Indonesiens - es existieren etwa 220 verschiedene Banken - aufgeräumt wird. Die indonesische Rupiah hatte im laufenden Jahr 55 Prozent ihres Wertes eingebüßt.
Drei der 16 von der Schließung bedrohten Geldinstitute aber gehören zu großen Teilen den Suharto-Söhnen Bambang Trihatmodjo und Tommy Suharto. Sie gingen inzwischen in die Gegenoffensive und drohen Mar'ie mit einer Klage. Dabei fahren sie große Geschütze auf: Der Minister wolle die »erste Familie« beleidigen und die - siebente - Wiederwahl des »Bapak« im nächsten März sabotieren. Dazu will der Präsident unter keinen Umständen Gegenkandidaten zulassen, und wer es trotzdem versucht, landet leicht vor Gericht, wie die potentielle Gegenkandidatin Megawati Sukarnoputri oder Sri Bintang Pamungkas, Gründer der nicht zugelassenen Vereinigten Demokratischen Partei (PUDI).
Am Mittwoch äußerte sich Suharto erstmals offiziell zur Bankkrise, sagte den IWF-inspirierten Reformen seine Unterstützung zu und stellte sich damit indirekt hinter die Politik seines Finanzministers. Vor allem stehen damit aber zum ersten Mal er und seine Söhne gegeneinander. Um Vater Suhartos Position zu stützen, jettete Anfang der Woche sogar IWF-Generaldirektor Michel Camdessus zu einem 24- Stunden-Abstecher nach Djakarta und würdigte die Einsicht des Präsidenten in die Notwendigkeit der Reformen für die indonesische Wirtschaft.
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