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Aus: Ausgabe vom 11.10.2014, Seite 14 / Leserbriefe

Am Tropf des Bundes

Zu jW vom 7. Oktober: »Zurück in die Knechtschaft«

In dem Artikel zur Ausplünderung der »ehemaligen DDR« ist ein m. E. häufiger, schwerwiegender Fehler enthalten: Zitiert wird (ohne Quellenangabe) die Meinung von Guillaume Duval, wonach »die staatlichen Transferleistungen (in den Osten, V.W.) (...) überwiegend an den Westen in Form von Gütern und Dienstleistungen zurückgeflossen« seien. Da muss man doch zwischen Warenströmen und ihnen entgegengerichteten Geldströmen genauer unterscheiden. Geld fließt bekanntlich immer weiter, und so ist auch ein ganz erheblicher Teil der Geldeinkommen der Einwohner der »neuen Bundesländer« für Lieferungen und Leistungen als Geld in das Gebiet der »alten BRD« zurückgeflossen, darunter, was sehr wesentlich ist, die damit erzielten Profite. (Dadurch fehlt dann im Osten die Akkumulation aus eigener Kraft.) Die dabei gelieferten Werte bzw. die Leistungen sind jedoch im »Osten« konsumiert worden! Dass sie aufgrund des mehr oder weniger organisierten Zusammenbruchs der Industriebetriebe und vieler LPG nicht aus Arbeitseinkommen, sondern aus anderen Quellen, wie ALG I und II, Transfers an Länder und Gemeinden, Aufbauprogrammen usw. finanziert worden sind, kann man deren Verbrauchern auch nicht zum Vorwurf machen. Das hat mit der Ruinierung der DDR-Volkswirtschaft zu tun. De facto hat aber damit ein Wertzufluss stattgefunden, kein kompletter Rückfluss oder gar Abfluss »von Gütern und Dienstleistungen«. Insoweit hängen die neuen Bundesländer eben schon 25 Jahre lang großenteils »am Tropf des Bundes«, während ihre materiellen Werte, Immobilien, Märkte bzw. Kundendateien usw. großenteils in westliche Hände übergingen. Hinzu kommt nun, dass »nach der Wende« neu aufgebaute Kapazitäten, etwa im Bereich der erneuerbaren Energien, gerade im Osten nun massiv »den Bach runter gegangen« sind - doch das ist schon eine andere Geschichte.
Volker Wirth, per E-Mail