Versuch der Einschüchterung
Pünktlich zum Jahrestag der Gründung der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zeigt der türkische Staat wieder Härte. Seit seiner Ankunft in Diyarbakir wurde unser Korrespondent Max Böhnel von Zivilpolizisten auf Schritt und Tritt überwacht. Auf seiner vor zwei Tagen gestarteten Recherchefahrt in die Berge rund um die »kurdische Hauptstadt« übernahm die Überwachung die berüchtigte Antiterroreinheit JITEM, eine geheimdienstlich arbeitende Gruppe, deren Existenz von staatlicher Seite stets geleugnet wird. Wie die Redaktion telefonisch aus dem Büro der Zeitung Emek in Diyarbakir erfuhr, wurde am Mittwoch morgen in Kizilkepe nahe Mardin, unweit der syrischen Grenze, Sehmus Kilic vom JITEM verhaftet. Grund: Der Familienvater hatte dem jW-Korrespondenten Gastfreundschaft gewährt und ihn in sein Haus zur Übernachtung eingeladen.
Die Rückfahrt aus den kurdischen Bergen nach Diyarbakir war von Polizei- und Militärkontrollen geprägt. Auf einer Strecke von eineinhalb Stunden Fahrzeit hatten es die türkischen »Sicherheitskräfte« auf 15 zeitraubende, mit Schützenpanzern ausgerüstete Kontrollstellen gebracht. Die Region ist - wie zu jedem PKK-Jahrestag - gezielter Einschüchterungspolitik und Terrormaßnahmen unterworfen. Emek rechnet für den heutigen Tag mit mehreren hundert weiteren Festnahmen.
jW
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