GDL besteht auf Zuständigkeit
Berlin. Nach dem Streikwochenende der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) hat deren Vorsitzender Claus Weselsky Vorwürfe zu Unregelmäßigkeiten bei der Urabstimmung zurückgewiesen, bei der über den Arbeitskampf entschieden worden war. Zugleich warf er der Deutschen Bahn vor, ein entsprechendes Gerücht lanciert zu haben. Dem Konzern sei »kein Trick zu schmutzig«, erklärte Weselsky am Montag. Hintergrund ist ein Bericht der Bild am Sonntag, wonach bei der Urabstimmung über Streiks sämtliche stimmberechtigten Mitglieder hätten berücksichtigt werden müssen und nicht nur diejenigen, die ihre Stimme abgegeben haben. Laut Berechnungen eines Arbeitsrechtlers habe die Zustimmung deshalb nicht 91 Prozent, sondern nur 74 Prozent betragen und somit das erforderliche Quorum von 75 Prozent nicht erreicht (jWberichtete). Die GDL widersprach dieser Darstellung. Die Regeln der Urabstimmung seien in der Arbeitskampfordnung der Gewerkschaft festgeschrieben und bezögen sich auf die »beteiligten stimmberechtigten« Mitglieder.
Auch darüber hinaus scheinen die Fronten zwischen der GDL und der Deutschen Bahn verhärtet. So hat zwar das Bahn-Management nach der Streikankündigung ein neues Angebot vorgelegt, das die von der GDL geforderte Lohnerhöhung von fünf Prozent vorsieht, allerdings in drei Stufen. Außerdem sollen 200 zusätzliche Lokführer eingestellt werden. Bedingung der GDL ist außerdem, auch für das übrige Zugpersonal verhandeln zu können. Wenn das Management dies akzeptiere, könnten Gewerkschaft und Bahn an »jedem Tag dieser Woche zusammensitzen und miteinander reden«, sagte Weselsky am Montag dem Hörfunksender WDR 5. Doch die Bahn lehnt ab. Zugbegleiter oder Bordgastronomen werden von der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) vertreten. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber hat die GDL zu Kompromissen aufgefordert: »Zentrales Thema sind ja nicht Einkommensverbesserungen für die Lokführer, sondern ist für die GDL die Erweiterung ihres Zuständigkeitsbereichs«, sagte er am Montag im ARD-Morgenmagazin.
Derweil prüft der Deutsche Beamtenbund, ob er die GDL aus seinem Streikfonds unterstützen wird. »Da kann es keinen Automatismus geben«, sagte der Vorsitzende Klaus Dauderstädt der Süddeutschen Zeitung (Montagausgabe). Nach den Regularien des Beamtenbunds werde »jeder Antrag zunächst geprüft«. Der Beamtenbund mit seinen rund 1,2 Millionen Mitgliedern zahlt jedem Streikenden maximal 50 Euro pro Tag. Zahlungen aus dem Fonds würden eine Entlastung für die Streikkasse der GDL bedeuten, die nur etwa 34.000 Mitglieder hat. (dpa/AFP/jW)
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