Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 08.11.2014, Seite 14 / Leserbriefe

Das ist Deutschland

Zum Tag des Mauerfalls

Zu einem Mauerbau zwischen Nachbarn gehören immer zwei. Der eine muss den anderen schon erheblich stören, bevor dieser einen solchen Aufwand auf sich nimmt. (...) Der Einschätzung auf internationaler Ebene, der Mauerbau habe zu einer Stabilisierung und Beruhigung der äußerst angespannten Lage im Zentrum Europas beigetragen, hat sich die westdeutsche Politik nie wirklich angeschlossen. Ohne Einmischung und Alleinvertretungsanspruch wäre eine Koexistenz der beiden deutschen Staaten auch ohne Mauer und Tränenpalast möglich gewesen. Es ist schlimm, dass die Mehrheit der Menschen das nicht sieht. (...)
Die Menschen in der DDR haben viele Entbehrungen auf sich genommen, um - ohne Marshall-Plan - etwas Neues aufzubauen. Zu den Entbehrungen gehörte auch das Leben mit der Mauer. Der Westen hätte sehr viel tun können, um das Leben hinter der Mauer zu erleichtern. So ein Schritt wäre u.a. die Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft gewesen. Sie hätte zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen dazugehört. Aber das wurde bewusst nicht gemacht. Das Leben im ,Paradies der Werktätigen' sollte möglichst unattraktiv und grau sein. Vor diesem Hintergrund wurde die Export-Embargo-Liste gegen den Osten bis 1990 immer länger. So versteht man, warum auch hochwertige Fassadenfarben auf dieser Liste standen, obwohl man damit weder Chemiewaffen herstellen, noch Raketen abfeuern konnte. Die Betroffenen dieser unredlichen Machenschaften feiern mit den Verursachern. Das ist Deutschland.
Bernd-Reiner Paulke, Potsdam