Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 24.11.2014, Seite 14 / Leserbriefe

Offen gegen den Westen

Zu jW vom 14. November: »Mann aus der Vergangenheit«

Wenn man über Dr. Vojislav Seselj (Jura-Professor an der Uni Belgrad bis 2002 und Leader der Radikalen Partei Serbiens) urteilen möchte, muss man stets zwischen den Tatsachen und Propaganda, zwischen den echten politischen Zielen und Populismus differenzieren. (...) So ist z.B. nicht zutreffend, dass Seselj paramilitärische Milizen aufgestellt habe, die für Kriegsverbrechen in Bosnien-Herzegowina und Kroatien verantwortlich gemacht werden. Aus den zuverlässigen Quellen vor Ort ist bekannt, dass Seselj über seine Partei die Leute aufgerufen hat, sich bei der JNA (reguläre jugoslawische Armee der 1990er Jahre) rekrutieren zu lassen, um die serbischen Minderheiten in Kroatien und Bosnien-Herzegowina vor den Übergriffen in dem Bürgerkrieg zu schützen. (...) Seselj wurde nach Den Haag gebracht, wie vor Ort kursiert, aufgrund einer »geheimen Absprache« zwischen dem damaligen Regierungschef Djindjic und der damaligen Haager Anklägerin, Frau del Ponte, zu der Djindjic angeblich bezüglich Seselj gesagt habe: »Nimm ihn mit und lasse ihn nicht mehr frei.« Warum? Seselj war  Anfang 2001 der einzige noch freie, patriotisch denkende und handelnde Politiker in der Opposition des Landes, der offen gegen den Westen und die NATO aufgetreten ist (...). Er war, nach dem Sturz von Milosevic 2000, der einzige Politiker in Serbien, der u.U. fähig gewesen wäre, bei den nächsten Wahlen 2004 die Mehrheit der Wählerstimmen zu erlangen. Deswegen musste er von der politischen Bühne abtreten und fast 12 Jahre lang in Den Haag (wo er sich freiwillig zur Verfügung gestellt hat) ohne Urteil absitzen, bis zur seiner Krebserkrankung in der letzten Phase. (...) Das Unrecht dieser Justiz, einen Angeklagten 12 Jahre lang im Knast, davon 4 Jahre lang nach der Beendigung des Ermittlungsverfahrens gegen ihn, ohne Urteil festzuhalten, wird als Präzedenzfall in die Geschichte des internationalen Rechts eingehen. (...)
O. Götz, per E-Mail