Limbach und das Städel
Die frühere Bundesverfassungsgerichts-Präsidentin Jutta Limbach hat vorgeschlagen, die von Nazis 1937 als »entartet« beschlagnahmten Kunstwerke an die deutschen Museen zurückzugeben, denen sie genommen wurden. Das zugrundeliegende NS-Gesetz, das immer noch gilt, sei unwirksam, äußerte Limbach in der Süddeutschen Zeitung am Donnerstag. Limbach steht einer nach ihr benannten Kommission vor, die über die weitere Verfahrensweise mit diesen Kunstwerken berät.
Würde ihr Vorschlag umgesetzt, könnte das einen großen Ringtausch unter den deutschen Museen bewirken und große Umwälzungen in der deutschen Museumslandschaft zur Folge haben. Ein Nutznießer wäre das Städelmuseum in Frankfurt am Main. »Wir sind sicher eines der Museen, das viele Bilder verloren hat«, sagte Städel-Sprecher Axel Braun am Freitag. Man habe das gründlich recherchiert und sei auf »über 700 Werke« gekommen. Als Beispiele für verlorene Werke nannte Braun eine Skulptur von Ernst Barlach, die jetzt in Mannheim sei, und das Beckmann-Gemälde »Sonnenblumen« in München. Die meisten der verlorenen Kunstwerke seien vermutlich aber in den USA oder der Schweiz. Städel-Direktor Max Hollein will den Limbach-Vorstoß nicht kommentieren: »Von uns aus gibt es keine Initiativen in dieser Richtung«, sagte sein Sprecher. Der faschistische Staat hatte Werke von Künstlern wie Max Beckmann, Wassily Kandinsky oder Paul Klee als »entartet« aus deutschen Museen geholt und ins Ausland verkauft. Von dort wurden nach dem Krieg viele Bilder von deutschen Museen gekauft. Außerdem hatten die Besatzungsmächte Bilder aus NS-Depots später an Museen verteilt. (dpa/jW)
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