Schmäher aller Kriege
Von Dietmar KoschmiederDie XX. Rosa-Luxemburg-Konferenz geht schon heute in die Geschichte unserer Zeitung ein: Mit über 1.500 bestellten Karten zeichnet sich ein bisher nicht gekannter Andrang zum Neujahrsauftakt der radikalen Linken im deutschsprachigen Raum ab. Das liegt mit Sicherheit auch am hochkarätigen Programm. Das beginnt schon um 10.30 Uhr mit dem Auftritt der Punkfolker The Pokes, die durch die Räume ziehen werden und das Publikum in den großen Saal der Urania begleiten werden. Pünktlich um 11 Uhr eröffnet der bekannte Publizist und jW-Autor Otto Köhler den Vortragsreigen. Köhler ist so eigenwillig und spannend wie Titel und Inhalt seines Vortrages:»Ja, ich bin es, Thersites, Schmäher aller Kriege, ihrer Feldherrn, ihrer Propagandisten und ihrer Professoren.« Es ist uns eine besondere Ehre, dass es sich Otto Köhler nicht hat nehmen lassen, seinen 80. Geburtstag an diesem Samstag gemeinsam mit den Konferenzbesuchern zu feiern. Ihm folgt die kanadische Professorin mit indischen Wurzeln Radhika Desai von der Universität Manitoba, Winnipeg. Der Schwerpunkt ihrer Forschungsarbeit liegt in globaler politischer Ökonomie – in ihrem Vortrag zeichnet sie Machtinteressen und Widersprüche der imperialistischen Hauptlager nach. Und wenn sich imperialistische Kräfte neu sortieren, werden ihre Handlanger von rechts verstärkt gebraucht. Peter Mertens, Vorsitzender der Partei der Arbeit Belgiens, zeigt auf, wie in den europäischen Ländern verschiedene Spielarten rechter Bewegungen erstarken und sich dabei auch neue Varianten faschistischer Gedanken und neue Formen rechter Organisation herausbilden. Als vierter Hauptredner betritt dann Linn Washington, Journalist und Professor für Journalismus an der Temple-Universität in Philadelphia, die Bühne. Er ist langjähriger Weggefährte und Freund von Mumia Abu-Jamal. 14 Jahre lang gestaltete er eine wöchentliche Kolumne bei der Philadelphia Tribune mit Schwerpunkt Rassismus und Polizeibrutalitität in den USA. Bis heute unklar ist allerdings, welche Gäste aus Kuba an der Konferenz teilnehmen werden. Eingeladen sind die Cuban Five – wir rechnen zumindest mit einer Grußadresse, die unsere fünf Freunde nun in Freiheit verfassen können. Der Journalist und politische Gefangene Mumia Abu-Jamal wird allerdings auch in diesem Jahr seinen Beitrag aus dem Gefängnis heraus liefern. Mit Spannung wird der Auftritt von Oskar Lafontaine erwartet, der zunächst ein Grundsatzreferat halten wird – um dann in der anschließenden Podiumsdiskussion Rede und Anwort zu stehen.
Bei der diesjährigen Konferenz wird allerdings schon heute mit einem Problem gerechnet: Damit an der Tageskasse überhaupt noch Restkarten verfügbar sind, können Kartenvorbestellungen nur noch bis zum kommenden Montag, den 5. Januar 2015 angenommen werden. Danach sind Karten noch in der jW-Ladengalerie zu erwerben – oder eben an der Tageskasse am Samstag. Deshalb empfehlen wir, möglichst schon ab 10 Uhr nach Karten anzustehen und vorbestellte Karten unbedingt bis 11 Uhr abzuholen. Denn danach gehen auch vorbestellte (aber nicht abgeholte) Karten in den Tagesverkauf. Und da schon jetzt klar ist, dass nicht alle Teilnehmenden im Hauptsaal der Urania Platz finden, werden Vorträge, Diskussionen und Gespräche auch in andere Räume übertragen. Da freie Platzwahl gilt, weisen wir ausdrücklich darauf hin, daß ein Platz im Hauptsaal nicht garantiert werden kann. Auch deshalb empfiehlt es sich, schon um 10 Uhr die Karte zu erwerben und frühzeitig die Plätze einzunehmen.
Wenn alles nach Plan läuft, endet die Podiumsdiskussion um 19.00 Uhr. Direkt im Anschluss werden Dota Kehr, Jan Rohrbach, Gian Paolo Picchiami und The Pokes ein Festkonzert geben, das um 20.30 Uhr mit dem gemeinsamen Singen der Internationalen abschließen wird. Danach darf man sich auf verschiedenen Ebenen der Urania mit Musik, Speis und Trank von der spannenden und turbulenten Konferenz noch etwas entspannen.
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