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Lebenslänglich für Kay Diesner

Rechter Todesschütze in Lübeck verurteilt

Der Rechtsextremist Kay Diesner ist am Montag wegen Mordes sowie zweifachen Mordversuchs zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Das Lübecker Landgericht sprach ihn der Tötung eines Polizisten und des Überfalls auf einen Berliner Buchhändler für schuldig. Bei der Urteilsverkündung kam es im überfüllten Gerichtssaal zum Eklat, als Diesner schrie, ob er sich »diese Scheiße« anhören müsse, er wolle zurück in seine Zelle. Auch drohte er dem Oberstaatsanwalt in seinem letzten Wort Strafanzeige wegen Amtsmißbrauchs, Rechtsbeugung und Beleidigung an. Diesner wurde vor Ende der Urteilsverkündung abgeführt.

Mit dem Urteil entsprach das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte auf eine zwölfjährige Haftstrafe plädiert. Diesner hatte im Februar den 62jährigen PDS-Buchhändler Klaus Baltruschat in Berlin bei einem Überfall schwer verletzt. Wenige Tage später erschoß er auf einem Autobahnrastplatz an der A 24 einen 34jährigen Polizisten aus nächster Nähe und verletzte dessen Kollegen schwer. Das Gericht entschied, Diesner habe nicht in einer Notwehrsituation gehandelt, wie von ihm behauptet wurde, sondern »aus menschenverachtender Gesinnung gegenüber dem Staat und seinem Ordnungsfaktor Polizei«.

Das Gericht ging in seiner Urteilsbegründung ausdrücklich von einer besonderen Schwere der Schuld aus, die Diesner durch seine »menschenverachtenden Taten« auf sich geladen habe. Der Vorsitzende Richter Vilmar ließ keinen Zweifel daran, daß Diesner nicht wie sonst bei lebenslänglich nach 15 Jahren auf eine Freilassung rechnen könne. »Diesner wird wesentlich länger eingesperrt bleiben.«

(ddpADN/jW)