»Staatsdienst ist Staatsdienst«
Nach langem Streit über eine Inszenierung von Wagners »Tannhäuser« hat das russische Kulturministerium den Direktor des Operntheaters in Nowosibirsk entlassen. Boris Mesdritsch habe sich der Anweisung widersetzt, Szenen der Arbeit von Regisseur Timofej Kuljabin zu ändern, teilte die Behörde in Moskau am Montag mit. Die Inszenierung, die im Dezember Premiere hatte, zeigt Jesus als Filmfigur mit halbnackten Frauen. Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche sahen darin eine Verletzung religiöser Gefühle. Mesdritsch hatte das Stück bis zuletzt verteidigt, auch gegen Straßenproteste von Orthodoxen. »Ich bin sehr froh, dem Druck standgehalten zu haben, die Inszenierung aufzugeben«, sagte der abberufene Direktor der Zeitung Iswestija. Sein berufliches Selbstverständnis erlaube es ihm nicht, sich bei Menschen zu entschuldigen, die die Oper nicht gesehen hätten. Sein Vertrag lasse keinen Widerspruch gegen die Kündigung zu. Kulturschaffende verurteilten den Rausschmiss als »Zensur«. Kremlsprecher Dmitri Peskow wies das mit drei Worten zurück: »Staatsdienst ist Staatsdienst«. Als Nachfolger von Medritsch wurde dem Ensemble am Dienstag der Oligarch Wladimir Kechman vorgestellt, der zudem das Michailowski-Theater in St. Petersburg leitet. (dpa/jW)
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