Edith Hancke gestorben
Sie spielte die Titelrolle in »Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett« und wurde bei den Dreharbeiten für einen Edgar-Wallace-Film fast von Klaus Kinski erwürgt. Aber wichtiger als die vielen Film- und Fernsehrollen waren Edith Hancke die Auftritte im Boulevardtheater. Als Tochter eines Bankangestellten in Berlin-Charlottenburg aufgewachsen, gab sie ihr Kinodebüt 1949 in Erich Engels DEFA-Verfilmung von Gerhart Hauptmanns »Der Biberpelz«. Sie verkörperte die jüngste Tochter der Wolffens, einer resoluten Wäscherin und eines scheuen Schiffszimmermanns, überzeugend, wurde in drei weiteren DDR-Produktionen besetzt. Parallel begann ihre Bühnenlaufbahn. Zuerst stand sie als Hedwig aus Ibsens »Wildente« auf den Brettern des Westberliner Renaissance-Theaters. Hier kam ihre piepsige Stimme, Resultat einer verunglückten Mandeloperation, ideal zur Geltung. Für Unverkennbarkeit sorgte zudem ihre Berliner Schnodderschnauze, auch in der Uraufführung von Erich Maria Remarques Stück »Die letzte Station« (1956) über einen KZ-Flüchtling in den letzten Kriegstagen. Später bat sie sich aus, »möglichst alle fünf Jahre ein Stück zu spielen, in dem nicht nur Quatsch gemacht wird«. So kam sie etwa zur Hauptrolle im sozialkritischen Drama »Das Fenster zum Flur« von Curth Flatow und Horst Pillau, die sie nach unzähligen Auftritten als ihre liebste bezeichnete. Sie spielte sie noch mit 72 Jahren. Hancke war auch als Synchronsprecherin vielbeschäftigt, sang etwa im tschechoslowakischen Musical-Spielfilm »Limonaden-Joe« (1965) die Lieder der Hauptdarstellerin Olga Schoberová. Ihre Popularität verdankte sie vor allem ziemlich abgründiger Unterhaltung, beispielhaft war die unverwüstliche Klamotte »Pension Schöller«, in der sie noch mit 80 Jahren am Kudamm zu sehen war. 1987 wurde die Volksschauspielerin mit dem Bundesverdienstkreuz bedacht. Am Donnerstag ist sie im Alter von 86 Jahren an einem Krebsleiden gestorben. (dpa/jW)
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